Hamburg (rad-net) - Wenn vom 1. bis 3. Dezember in Hamburg die Cyclo-Cross-Weltmeisterschaften der Masters-Klassen rollen, wird auch ein ehemaliger Weltmeister die Strecke unter die Räder nehmen. 50 Jahre nach seinem ersten WM-Triumph steigt Klaus-Peter Thaler noch einmal aufs Cross-Rad.
Wie es dazu gekommen ist? Eigentlich war der 74-Jährige als Zuschauer nach Hamburg eingeladen worden. Doch anstatt «nur» an der Strecke zu stehen, machte Thaler spontan den Vorschlag, selber zu fahren - und schon war es passiert: schnell war die Lizenz beim Harvestehuder RV 1909 e. V. gelöst und die Anmeldung eingereicht. Seitdem trainiert er fleißig für seinen Renneinsatz bei der Masters-WM. «Ich freue mich schon sehr darauf und bin gespannt wie es wird, denn ich weiß nicht, wo ich stehe», so Thaler gegenüber rad-net. Ambitionen, gut zu fahren, hat der ehemalige Weltklasse-Rennfahrer aber schon. «Ich fahre im Jahr noch rund 7000 Kilometer - im Winter auf dem Mountainbike und im Sommer auf der Straße. Auf die WM bereite ich mich jetzt schon mit ein paar Intervallen vor.»
Ursprünglich wollte er sogar auf seinem alten Cross-Rad fahren. «Aber die Technik hat sich so sehr weiterentwickelt, da habe ich mich doch für ein modernes Rad entschieden», berichtet Thaler.
Und Klaus-Peter Thaler hat sichtlich Freude daran: «Meine Frau sagt schon, das Glänzen in meinen Augen ist wieder da - wie früher vor den Rennen», so Thaler weiter im Gespräch mit rad-net. Und diese Lust am Sport sei ihm wichtig, weshalb er mit seinem WM-Start auch eine Botschaft vermitteln will: «Wenn man im Alter noch regelmäßig mit und an sich arbeitet, kann man einen relativ hohen Leistungsstand halten und das gibt eine Menge Lebensqualität. Man kann auch im Alter noch vieles erreichen und braucht keine Angst davor zu haben.»
Und das will er am 1. Dezember beweisen. Der Startschuss zum 40-minütigen Rennen der Männer der Altersklasse 75-79 fällt um 13 Uhr. Sie gehen gemeinsam mit den Altersklassen 65-69, 70-74 sowie 80+ auf die Strecke.
1988 hatte Thaler, der 1983 und 1984 auch als Bundestrainer arbeitete, seine Karriere nach fast 25 Jahren als Aktiver beendet. Bis dahin feierte er zahlreiche Erfolge: Er wurde viermal Querfeldein-Weltmeister - zweimal als Amateur (1973 und 1976), zweimal als Profi (1985 und 1987) -, gewann drei Etappen bei der Tour de France, zwei bei der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt und jeweils eine bei Rundfahrten wie der Vuelta a España, Critérium du Dauphiné, Paris-Nizza und Ruta del Sol. Obendrein trug er zwei Tage das Gelbe Trikot und wurde Gesamtdritter bei der Vuelta. Allein im Cross wurde er 13 Mal Deutscher Meister, auf der Straße holte er sich zweimal das Meistertrikot.
Nach seiner Radsportkarriere wechselte Thaler zum Motorsport und nahm auch bei zwei Rennen in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) teil. Zu seinen größten motorsportlichen Erfolgen zählen ein vierter und ein fünfter Rang beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring sowie der Gewinn der Langstreckenmeisterschaft 2001. Außerdem engagiert sich Thaler sozial und erhielt hierfür bereits das Verdienstkreuz am Bande, den Georg von Opel-Preis sowie die Pierre-de-Coubertin-Medaille.