Alicante (rad-net) - Remco Evenepoel hat sich von seiner Leistung im Zeitfahren der Vuelta a España selbst überrascht gezeigt. Er gewann den Kampf gegen die Uhr mit 48 Sekunden Vorsprung vor Primoz Roglic (Jumbo-Visma) und baute seine Führung in der Gesamtwertung weiter aus.
«48? Nun, das ist eine große Überraschung», sagte Evenepoel im Ziel. «Ich habe gesehen, dass mein Teamkollege Remi Cavagna sehr gut gefahren ist. Es war perfekt für mich, dass er so ein gutes Zeitfahren gefahren ist, denn als ich noch im Bus saß, konnte ich sehen, dass jeder im letzten Teil im Vergleich zu seiner Zeit langsamer wurde. Ich wusste, dass ich die ganze Zeit ein Tempo fahren musste, weil es flach mit einem superharten Finish war.
Evenepoel erreichte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 55,676 km/h. An der ersten Zwischenzeit nach zehn Kilometern lag der Quick Step-Alpha Vinyl-Profi bereits 21 Sekunden vor Roglič, ein Abstand, der sich bis zur 20-Kilometer-Marke auf 37 Sekunden ausdehnte. Im letzten Abschnitt packte er dann noch einmal elf Sekunden drauf. In der Gesamtwertung liegt Evenepoel nun 2:41 Minuten vor dem Slowenen.
Entsprechend verlagerte sich nun endgültig der Fokus des jungen Belgiers. Er war mit dem Ziel in die Rundfahrt gegangen, einen Etappensieg zu erringen. «Ich habe einen großen Vorsprung und ich habe ein gutes Gefühl, also werden wir einfach versuchen, dieses rote Trikot so lange wie möglich zu behalten und versuchen, einen wirklich guten Platz im Gesamtklassement zu behalten: so weit vorne wie möglich, würde ich sagen», so Evenepoel. «Ich denke, bisher war unsere Vuelta erfolgreich. Es gibt keinen Stress mehr mit einem Etappensieg und jetzt können wir ein bisschen darüber nachdenken, uns zu entspannen und das Rennen zu kontrollieren.»
Das Profil der Spanien-Rundfahrt wird diese Woche anspruchsvoller, vor allem in der Sierra Nevada. «Ich habe zu diesem Zeitpunkt der Vuelta nicht mit einem solchen Vorsprung gerechnet», sagte Evenepoel, der für die kommenden Tage offenbar plant, nicht weiter auf Angriff zu fahren, um sich soweit möglich zu schonen. 2021 bestritt er zwar schon den Giro d'Italia, siteg aber vor der 18. Etappe aus. «Ich denke, ich werde jetzt, da ich einen Etappensieg habe, defensiver fahren. Wie Jonas Vingegaard bei der Tour de France. Wenn die Beine und die Chance da sind, kannst du immer noch angreifen, aber es wäre einfacher, meine Bemühungen und das Rennen zu kontrollieren.»