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Der Kanadier Ryder Hesjedal (r) hat den Giro d'Italia gewonnen. Foto: Pier Maulini
28.05.2012 13:39
Erster kanadischer Giro-Sieg durch Hesjedal

Mailand (dpa) - Ryder Hesjedal schritt erhobenen Hauptes über den rosa Teppich vor dem Mailänder Dom: Als erster Kanadier in der 106-jährigen Geschichte des Giro d'Italia hatte sich der 31 Jahre alte Radprofi den Gesamtsieg gesichert.

Der einstige Schüler von Lance Armstrong und Mountainbike-Vizeweltmeister machte beim abschließenden Zeitfahren über 28,2 Kilometer in Mailand alles klar und nahm im Finale Joaquim Rodriguez das Rosa Trikot ab. Armstrong twitterte: «Glückwunsch zu seinem unglaublichen Sieg. Man muss es einfach lieben, wenn der Beste gewinnt». Kanadas Premierminister Stephen Harper schloss sich den Lobeshymnen an.

In der Endabrechnung hatte Überraschungssieger Hesjedal den Spanier Rodriguez nach über dreiwöchiger Plackerei über 3498 Kilometer mit 16 Sekunden Rückstand auf den zweiten Platz verwiesen. Das war der viertknappste Vorsprung der Giro-Historie. Die Italiener gingen bei ihrem Heimspiel leer aus, das Podium gehörte erstmals seit 1995 nur ausländischen Radprofis: Der Belgier Thomas de Gendt, der am Samstag die Königsetappe in den Dolomiten in 2757 Meter Höhe gewonnen hatte, belegte Rang drei (+1:39). Erst auf Platz vier folgte Michele Scarponi, dem der Giro-Sieg 2011 nach der Dopingstrafe gegen Alberto Contador nachträglich zuerkannt worden war.

«Das ist alles unglaublich. Die Unterstützung aus meinem Heimatland war phänomenal», jubelte der lange Hesjedal vom US-Team Garmin-Barracuda, der die Frage nach dem nächsten Rennen mit einem kleinen Scherz beantwortete: «Entweder ich fahre in mein Haus nach Hawaii, da gehe ich an den Strand. Oder ich fahre nach Kanada - da gehe ich auch an den Strand.» Die vor dem Giro-Start angekündigte Teilnahme an der Tour de France - 2010 landete er auf Rang sieben - ließ er an seinem Triumphtag offen. Vielleicht lässt er die Tour zugunsten der Olympia-Rennen sausen.

Der Kanadier, wie Tour-de-France-Sieger Cadel Evans ehemaliger Mountainbiker, verdankt seinen Triumph nicht nur seinen Zeitfahr-Fähigkeiten und seinem großen Kampfgeist. In den Dolomiten wurde er zur Plage für die als Favoriten Gestarteten - sie konnten ihn nicht abschütteln.

Im Gegenteil, auf der Dolomiten-Etappe nach Pampeago machte Hesjedal Sekunden gut auf Rodriguez, den zweifachen Giro-Sieger Ivan Basso und Scarponi. Den letzten Tagessieg im Zeitfahren sicherte sich der Italiener Marco Pinotti in 33:06 Minuten. Hesjedal (+ 1:09) fuhr auf Rang sechs. Katusha-Profi Rodriguez, der sich über den Sprung auf Platz eins der Weltrangliste nicht recht freuen konnte, verlor im Zeitfahren auf Hesjedal 47 Sekunden.

Aus deutscher Sicht punktete das nur mit einer Wildcard ins Rennen gekommene NetApp-Team. Der Zweitdivisionär mit kalifornischem Sponsor konnte bei seiner Premiere durch Bartosz Huzarski aus Polen und Jan Barta aus Tschechien zwei zweite Plätze aufweisen und kassierte viel Lob. Nur drei deutsche Radprofis standen vor drei Wochen am Giro-Start im dänischen Herning. «Die Mannschaft hat die Erwartungen der Teamleitung weit übertroffen», freute sich Manager Ralph Denk, der jetzt endlich die Vertragsverlängerung mit dem Sponsor über 2012 hinaus unter Dach und Fach bringen will.


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