Cambrai (dpa) - Bei der spektakulären Präsentation des Tour-de-France-Debütanten Bora-Argon 18 hing das gläserne Kochstudio an mächtigen Ketten, die ein Kran in die Höhe zog. Ansonsten kocht Claudia Eder für die Profis des deutschen Zweitligisten aber lieber parterre.
Ihren ungewöhnlichen Arbeitsplatz findet sie «komfortabler und übersichtlicher als die meisten Hotelküchen», sagt die Ernährungswissenschaftlerin, die die Fahrer seit vorigem Jahr bei Rundfahrten bekocht.
«Alles Bio. Eine super Sache», schwärmt Kapitän Dominik Nerz von der individuellen Behandlung und dem abwechslungsreichen Speiseplan. «Viele Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Hirse haben wir mitgebracht, andere Sachen wie Fisch oder Fleisch besorgen wir frisch aus dem Supermarkt oder bekommen es aus den Küchen der Hotels, in denen wir logieren», berichtet die Studentin Eder, die an ihrer Masterarbeit schreibt.
Extra-Köche für die Tourfahrer - diese Entwicklung hatte Lance Armstrong bereits Ende der 90er Jahre eingeleitet. Damals kochte ein Stuart der Suisse-Air für den Texaner. Inzwischen traut wohl kein Team mehr nur der Hotelküche in den verschiedenen Zielorten, dem weltweiten Ruf der französischen Küche zum Trotz. «Haben sie schon mal in einem französischen Campanile-Hotel gegessen?», fragt Nerz mit einem gewissen Unterton.
Kein Wunder, dass der Sponsor des Tour-Neulings auf Küchenausstattung und frische Zubereitung der Speisen Wert legt. Willi Bruckbauer entwickelte ein Abzugssystem, dass die beim Kochen entstehenden Dunstwolken neben dem Kochfeld absaugt - und nicht durch Abzugshauben über dem Herd, an denen man sich leicht den Kopf stoßen kann.
Seit der Bayer aus Raubling 2014 begann, in den Radsport zu investieren, seien die Verkaufszahlen seiner Produkte «besonders in den Radsport-affinen Beneluxländern, Italien und Frankreich» enorm gestiegen.
«Die richtige Ernährung spielt bei der Regeneration eine nicht zu unterschätzende Rolle», erklärt Claudia Eder, die den Fahrern gleich nach dem Zieldurchlauf frisch gepresste Fruchtsäfte und Eiweißshakes reicht. «Cola nach dem Rennen ist bei uns verboten.»
Rote Beete-Salat, Guacamole, Ziegenkäse auf Rucola, Melone mit Schinken, Steak mit Reis, Hirseauflauf und grüner Spargel, dazu selbst gebackenes Brot, Linzer Torte und Obst als Nachtisch: So sah das Rennfahrer-Abendessen nach der Kopfsteinpflaster-Etappe aus.