Bonn (dpa) - Eine Klageerhebung der Bonner Staatsanwaltschaft im Fall Jan Ullrich noch in diesem Jahr ist unwahrscheinlich. Davon sei nicht auszugehen, erklärte ein Sprecher der zuständigen Justizbehörde.
Die Ermittlungen wegen Betrugsverdachts gegen den des Dopings verdächtigten Ex-Radprofi hielten an. Über ein Rechtshilfe- Ersuchen an die spanische Justiz sei noch nicht entschieden. Zuvor hatte es eine Zusammenarbeit mit den Schweizer und belgischen Behörden gegeben.
Nach wie vor lehne Ullrich, der mit dem spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes zusammen gearbeitet haben soll, eine Kooperation mit der Staatsanwaltschaft Bonn ab. Der Sprecher bestätigte, das seit einem Jahr existierende Angebot, bei einem umfangreichen Geständnis nur eine Geldstrafe zu verhängen, gelte nach wie vor.
In zwei Punkten gilt Ullrich als überführt. Bei Fuentes gelagerte Blutbeutel konnten durch eine DNA-Analyse eindeutig dem seit Februar nicht mehr aktiven Ex-Kapitän des T-Mobile-Teams zugerechnet werden. Außerdem wurden Zahlungen von Ullrichs Konto an Fuentes offen gelegt.
Am 2. November findet in Hamburg eine Gerichtsverhandlung statt, in der über von Ullrich erwirkte Einstweilige Verfügungen gegen den Heidelberger Molekularbiologen Werner Franke entschieden werden soll.
«Ich darf ja Verschiedenes - einstweilig verfügt - immer noch nicht sagen, was die Staatsanwaltschaft Bonn schon bekanntgegeben hat», erklärte Franke am Donnerstag in einem Interview in der Frankfurter Rundschau. «Insgesamt wurden bei Fuentes 4,5 Liter Ullrich-Blut für große Aufgaben gebunkert. Das Bundeskriminalamt hat mich vernommen, und ich konnte ihnen sogar die Bank benennen, wohin das Ullrich-Geld geflossen ist. Ich erwarte folglich, dass die Staatsanwaltschaft Herrn Ullrich wegen Abgabe einer falschen Erklärung an Eides statt anklagt», sagte Franke.