Turin (dpa/rad-net) - Biniam Girmay (Intermarché-Wanty) hat Radsportgeschichte geschrieben. Der 24-Jährige gewann als erster Profi aus Eritrea eine Etappe der Tour de France. Girmay rauschte schier unaufhaltsam in Turin an Tag drei der Landesrundfahrt zum Sieg. Nach den 230,8 flachen Kilometern zwischen Piacenza und der nördlichen Metropole Turin siegte der Sprinter aus dem Team um den Augsburger Georg Zimmermann in einem hektischen Schlussspurt vor Fernando Gaviria (Movistar) und Arnaud de Lie (Lotto-Dstny).
Phil Bauhaus (Bahrain-Victorious) belegte den sechsten Platz, Pascal Ackermann (Israel-Premier Tech) kam auf Rang 15. Der belgische Sprintkönig Jasper Philipsen (Alpecin-Deceuninck) ging leer aus, landete nicht in den Top Zehn. Auch Routinier Mark Cavendish (Astana-Qazaqstan) kam nicht in die Nähe seines angestrebten alleinigen Etappensieg-Rekords.
In der Gesamtwertung bleibt es eng. Das Gelbe Trikot des Gesamtersten übernahm Richard Carapaz (EF Education-EasyPost) von Superstar Tadej Pogacar. (UAE-Team Emirates). Der Ecuadorianer profitierte davon, dass er auf der Sprintetappe einige Plätze vor Pogacar lag. Insgesamt sind in der Gesamtwertung vier Fahrer zeitgleich, dabei auch der Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma-Lease a Bike) und Remco Evenepoel (Soudal-Quick Step). Bei der Ermittlung des Gesamtersten liegt dann der Radprofi vorn, der im Schnitt die besten Platzierungen vorzuweisen hat.
Nach zwei kräftezehrenden Tagen in Italien bei hohen Temperaturen hatte es sich zum Wochenbeginn abgekühlt. Im Fahrerfeld waren weniger Kühlpacks im Nacken und Eiswesten sichtbar. Cavendish dürfte kräftig durchgepustet haben. Am ersten Tag brach er schon nach dem Start in Florenz beim ersten Anstieg ein, musste sich übergeben und schaffte es nur mit Mühe und Not mit einem Rückstand von 39 Minuten auf den französischen Tagessieger Romain Bardet (DSM-Firmenich-PostNL) ins Ziel.
Am dritten Tour-Tag erlebte Cavendish, der unbedingt seinen 35. Etappensieg einfahren will und so den alleinigen Rekord vor Legende Eddy Merckx beanspruchen würde, wieder einen kleinen Rückschlag. 89 Kilometer vor dem Ziel hatte er ein mechanisches Problem und fiel zurück. Allerdings kehrte er kurz darauf wieder ins Fahrerfeld zurück, das über das gesamte Rennen größtenteils geschlossen blieb.
Erst knapp 66 Kilometer vor dem Ziel startete der Franzose Fabien Grellier (TotalEnergies) eine gehaltvolle Attacke, schnappte sich die Bergpunkte an der Côte de Sommariva Perno und wurde knapp 28 Kilometer vor dem Ende der Etappe wieder eingeholt. Danach war bei den Teams alles auf den Massensprint ausgerichtet.
Am Dienstag könnte es bei den Topfavoriten um Pogacar und Vingegaard größere Veränderungen in der Gesamtwertung geben. Die Profis fahren über den 2642 Meter hohen Tour-Klassiker Col du Galibier. Insgesamt stehen bei den ersten Rennkilometern in Frankreich nach dem Beginn in Italien 139,6 Kilometer von Pinerolo nach Valloire an.
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