Berlin (rad-net/dpa) - Die Vormachtstellung des XXL erdgas Teams Chemnitz ist endgültig vorbei, Erfurt ist die neue Macht im Sprint.
Mit Matthias John im Sprint, Michael Seidenbecher über 1000 Meter, René Enders im Keirin sowie Seidenbecher, Enders und John im Teamsprint sicherte sich das Sprintteam Stadtwerke Erfurt bei den deutschen Bahnrad-Meisterschaften in Berlin alle vier Titel im Kurzzeitbereich.
Auf den Ausdauerdistanzen ist weiterhin Robert Bartko das Maß aller Dinge. Er gewann mit der Einer- und Mannschaftsverfolgung seine Meistertitel zwölf und 13. Den einzigen Titel für das XXL-Team holte eine Frau: Miriam Welte aus Kaiserslautern gewann das 500-m-Zeitfahren.
Mit einer Superzeit die 20-jährige die 500 m für sich. In 34,946 Sekunden
blieb die Titelverteidigerin das erste Mal in ihrer Karriere unter der magischen
35-Sekunden-Marke. Mehr noch: Es war die schnellste Zeit, die jemals eine
Deutsche auf einer deutschen Bahn gefahren ist. „Ich hatte nach dem Sprint
auch eine gehörige Portion Wut im Bauch“, erklärte Welte. „Da war gegen
Christin Muche im Halbfinale mehr drin.“
Dass die Erfurter dermaßen dominieren würden, war nicht zu erwarten. Zwar fehlte mit Maximilian Levy (Cottbus) krankheitsbedingt die kommende deutsche Sprinthoffnung, aber die Konkurrenz aus Sachsen war in Bestbesetzung angereist. Dass es dennoch nur zu Silber reichte, lag wohl auch daran, dass mit Stefan Nimke der derzeit beste Deutsche angeschlagen auf die Bahn kam. «Meine Beine sind leer. Die Krankheit bei der Keirin-Tour in Japan hat sich ausgewirkt», kommentierte der Schweriner seinen 5. Platz im Keirin und das Halbfinal-Aus im Sprint. «Wir machen aus XXL XXS. Wir sind sehr gut drauf», hatte der neue Keirin-Champion Enders schon am ersten Wettkampftag prophezeit.
Bartko hat in der Einerverfolgung mit Olaf Pollack (Kolkwitz) einen neuen Kontrahenten bekommen. Der Straßen-Sprinter vom Team Wiesenhof-Felt unterlag erst im Finale, unterstrich bei seinem Comeback auf dem Oval nach acht Jahren aber eindrucksvoll, dass mit ihm im Kampf um einen Olympia-Startplatz zu rechnen ist. «Das hätte ich ihm nicht zugetraut», sagte Burckhard Bremer, Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR). «Die Briten und Australier machen es uns vor: solche Leute brauchen wir.» Hoffnungsvoll stimmt auch der zuletzt schwächelnde Vierer. Bartko raste mit drei Talenten in der Super-Zeit von 4:09 Minuten zum Titel, Pollack führte ebenfalls ein junges Team überraschend auf Rang zwei. «Das war schon alles unerwartet positiv», meinte Pollack.
Im
letzten DM-Wettbewerb, dem 2-er Mannschaftsfahren, gewann die Berliner Paarung
Marcel Kalz/Robert Bengsch den Titel. Die Hauptstädter hatten 30 Punkte auf dem
Konto, vier mehr als Olaf Pollack (Wiesenhof/Felt) und Punktemeister Roger Kluge
(Cottbus). Dritter wurde Erik Mohs (Leipzig)/Christian Lademann (Team Sparkasse)
mit 22 Punkten. „Wir ergänzen uns perfekt, er ist der Sprinter, ich der
Verfolger“, sagte Meister Bengsch.
Im Keirin der Frauen sicherte sich Christin Muche aus Cottbus ihren fünften Titel in Serie, die Berlinerin Dana Glöß wiederholte im Sprint ihren Erfolg aus dem Vorjahr. Insgesamt hatten nur vier Fahrerinnen gemeldet. In Abwesenheit von Vorjahresmeisterin Larissa Kleinmann (Stuttgart) sicherte sich Verena Jooß (Friesenheim) ihr drittes Gold in der Einerverfolgung.
Zum zweiten Mal nach 2004 hatte sich Christina Becker aus Berlin den Titel im Punktefahren
geholt. „Ich hatte keine Bahn-Vorbereitung, außerdem ist das gar nicht meine Disziplin“, konnte sie ihr Glück kaum fassen. Mit 32 Punkten hatte die 29-Jährige ausgerechnet ihre Schwester Charlotte hinter sich gelassen, die auf 19 Zähler kam. Bronze gewann Sprintspezialistin Christin Muche aus Cottbus (17 Punkte).
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