Caen (dpa) - Ein Jahr nach Lance Armstrongs Rücktritt könnte Englisch die inoffizielle Amtssprache der Tour de France bleiben.
Der Frankreich-Rundfahrt droht durch die Suspendierung der europäischen Großkaliber Jan Ullrich (T-Mobile), Ivan Basso (Italien/CSC) und Francisco Mancebo (Spanien/AG2R) im Zuge des Dopingskandals eine erneute Dominanz der US-Amerikaner. Mit Floyd Landis (Phonak), Levi Leipheimer (Gerolsteiner) und George Hincapie (Discovery Channel) bieten sich gleich drei Tour-Favoriten aus den USA an. Einen begehrlichen Blick auf das Gelbe Trikot werfen zudem die Australier Cadel Evans (Davitamon) und Michael Rogers. Der T-Mobile-Profi, dreifacher Weltmeister im Einzelzeitfahren, gilt beim Kampf gegen die Uhr in Rennes als erster Kandidat auf das Gelbe Trikot.
Für das «alte Europa» sieht es derweil schlecht aus: Der spanische Mitfavorit Alejandro Valverde ist durch einen Sturz auf der 3. Etappe schon aus dem Rennen, und die anderen Anwärter auf den Gesamtsieg haben sich durch die mögliche Verstrickung in die Dopingaffäre selbst ihrer Siegchance beraubt. Die Hoffnungen der Gastgeber liegen nun auf den Schultern ihres Landsmannes Christoph Moreau vom Team AG2R, der schon bei der Tour-Generalprobe Dauphiné Libéré beim Leipheimer-Sieg einen starken Eindruck hinterließ. Die «Grande Nation», gerade im WM-Fußball-Finaltaumel, wartet seit 1985 (Bernard Hinault) sehnlichst auf einen Toursieger. Allerdings dürfte der 35-Jährige dafür wohl nicht mehr in Frage kommen.
«Ich rechne sehr stark mit Andreas Klöden. Sein schlechtes Frühjahr hat nichts zu sagen. Ich selber hatte meine beste Tour mit Platz zehn in Paris, nachdem ich mir in der Vorbereitungsphase das Schlüsselbein gebrochen hatte», sagte Jens Heppner, der seinem früheren Mannschaftskollegen von T-Mobile besonders beim Zeitfahren eine vordere Platzierung zutraut. «Die bisherigen Etappen, beileibe nicht einfach, konnte Andreas zum weiteren Formaufbau nutzen. Er fährt bisher ein sehr starkes Rennen», fügte Heppner hinzu. Sein «Geheimfavorit» musste sich im Frühjahr nach einem schweren Sturz einer Schulteroperation unterziehen.
Das Pech blieb Klöden, 2003 hinter Lance Armstrong Zweiter, jedoch treu. Der 31-Jährige, dessen Vertrag bei T-Mobile Ende des Jahres ausläuft, war in den gleichen Sturz verwickelt, der Valverde die Tour kostete. «Andreas erlitt schmerzhafte Abschürfungen und Prellungen am Gesäß. Heute fühlt er sich aber schon wohler», sagte T-Mobile- Teamsprecher Luuc Eisenga. Valverde («Ich komme wieder») wurde bereits operiert und will am 26. August am Start der Spanien-Rundfahrt stehen.