Paris (dpa) - Auf dem riesigen Place de la Concorde mitten in Paris gönnte sich Emanuel Buchmann ein Bier als Belohnung, später gingen die nächtlichen Feierlichkeiten am Arc de Triomphe weiter.
Mit seinem vierten Platz bei der Tour de France hatte der 26-Jährige nicht nur sein Team Bora-hansgrohe, sondern auch Radsport-Deutschland tief beeindruckt. Das Finale auf den prachtvollen Champs-Élysées war keine Stunde vorbei, da verwandelte sich der Teambus zu einem Partybus - und Buchmann war mittendrin. «Wir werden bis spät in die Nacht feiern», kündigte er an.
Zum Ende seines tapferen Ritts, der das beste deutsche Tour-Resultat seit 2006 bedeutete, legte Buchmann alle Anspannung ab und genoss das große Finale in Frankreichs Hauptstadt mit Freundin Claudia und dem kompletten Team. «Es waren auf jeden Fall die besten Wochen meiner Karriere. Ich bin ohne Fehler durchgekommen», sagte Buchmann. Die deutschen Radsport-Fans am Fernseher fragten sich: Kann dieser zurückhaltende und bescheidene Mann aus Ravensburg in Zukunft als zweiter Deutscher nach Jan Ullrich auch die Tour gewinnen?
Die Fähigkeiten dazu hat er. Sein Teamchef Ralph Denk lobte: «Er hat einen Bombenjob gemacht.» Und auch Buchmann, der zuvor von Brüssel bis Paris über mehr als drei Wochen gebetsmühlenartig betont hatte, dass die Top 10 sein Ziel seien, wurde plötzlich etwas forscher. Angesprochen auf einen möglichen Triumph beim wichtigsten Radrennen der Welt sagte er: «In der Zukunft, wenn ich mich noch ein bisschen steigere, ist das nicht mehr weit weg. So ein Riesenabstand war das nicht mehr.» 1:56 Minuten, um genau zu sein.
Buchmanns größtes Problem auf dem Weg dorthin dürfte Egan Bernal sein. Der 22 Jahre alte Kolumbianer gewann am vergangenen Wochenende erstmals die Tour und wird von Radsport-Größen wie Eddy Merckx oder Bernard Hinault schon als ihr legitimer Nachfolger geadelt. Auch Buchmann, der sich neben Bernal auch Geraint Thomas und Steven Kruijswijk geschlagen geben musste, lobte den neuen Tour-Patron: «Er ist erst 22 - er kann noch oft die Tour gewinnen.»
Nach Jahren der deutschen Sprinter-Festspiele könnte der Fokus in naher Zukunft wieder auf das Gesamtklassement gehen. Seinen vierten Platz hatte Buchmann noch nicht lange sacken lassen, da richtete er für 2020 schon klare Botschaften an die Adressen der Verantwortlichen bei Bora. «Wir müssen schauen, dass wir mit mehr Bergfahrern an den Start gehen. Wenn man ganz vorne mitfahren will, braucht man ein superstarkes Team», sagte er. Die Top 10 als Ziel? So bescheiden dürfte es bei der nächsten Tour mit Start an der Mittelmeerküste in Nizza wohl nicht mehr klingen.
Seine Teamkameraden hat Buchmann mit seiner fehlerlosen Tour-Leistung beeindruckt. «Er wird definitiv mal ein Star werden», betonte Gregor Mühlberger, Buchmanns bester Helfer in den Alpen und den Pyrenäen, wo der Deutsche mit einer Attacke kurz vor der Ankunft am legendären Tourmalet fasziniert hatte.
Nach Wochen der Anspannung wird Buchmann nach der Heimreise an diesem Montag erstmal etwas verschnaufen. Der Ravensburger wird Kriterien in Bochum und Neuss absolvieren, Ende August steht die Deutschland-Tour auf dem Programm. «Ich hatte schon eine anstrengende Saison. Jetzt brauche ich erstmal eine kleine Pause», sagte Buchmann. Seine kleine Pause beschrieb er dann auch noch: Ein Tag ohne Fahrrad, dann geht's weiter.
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