Geelong (dpa) - Der Rad-Weltverband UCI will nach Informationen von «El País» die Doping-Affäre um Alberto Contador so schnell wie möglich ad acta legen.
Die spanische Zeitung zitierte den UCI-Präsidenten Pat McQuaid mit den Worten: «Es wird keinen Fall Contador geben. In einigen Tagen legen wir die Angelegenheit zu den Akten.» Der Ire soll die Aussagen gegenüber Vertrauensleuten am Rande der Rad-WM in Australien gemacht haben.
Dem Chef des spanischen Radsport-Verbandes, Carlos Castaño, habe McQuaid dem Blatt zufolge «in acht bis zehn Tagen» eine Entscheidung angekündigt. Nur das Durchsickern der Doping-Testergebnisse an die Presse hätte dazu geführt, dass das Problem nicht wie «geplant» gelöst werden könne, schrieb «El País». Die ARD hatte McQuaid nur Stunden vor Bekanntwerden des Clenbuterol-Befunds bei Contador mit den Erkenntnissen konfrontiert - woraufhin dieser noch angab, nichts davon zu wissen.
Nach dem positiven Dopingtest beim dreimaligen Tour-de-France- Sieger Contador und den A-Proben von dessen Landsleuten Ezequiel Mosquera und David Garcia - in denen das Verschleierungsmittel HES gefunden wurde - macht McQuaid indes Druck auf die spanische Regierung. Madrid ignoriere das Doping-Problem, meinte der Ire, ein Großteil der Dopingfälle im Radsport komme aus Spanien. «Dort scheint bislang kein Wille erkennbar, dagegen anzugehen», sagte McQuaid.
Nun reihte sich die Mountainbikerin Margarita Fullana in die unrühmliche Liste spanischer Sportler ein, die in den vergangenen Tagen mit Doping-Befunden für Aufsehen sorgten. Bei der Olympia- Dritten von Sydney war bei einer Trainingskontrolle am 30. August EPO entdeckt worden. Die Öffnung der B-Probe steht noch aus.
Bei Contador, der schon 2006 mit der Doping-Affäre um den Arzt Eufemiano Fuentes in Verbindung gebracht worden war, war am 21. Juli eine Urinprobe entnommen worden, in der ein Kölner Labor minimale Spuren von Clenbuterol fand. Der Spanier beteuert, verunreinigtes Kalbfleisch hätten zu dem Befund geführt.
Um seine Unschuld zu beweisen, will der Madrilene offenbar nichts unversucht lassen. Seine Proben «sollten so lange untersucht werden, bis dieser Fall geklärt ist», sagte Contador der Nachrichtenagentur AP. «Wenn es nötig ist, meine Urin- oder Blutproben einzufrieren, um diese in fünf Jahren - wenn das Testverfahren weiter perfektioniert ist - noch analysieren zu können, dann autorisiere ich das.»
Der Chef der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, David Howman, warnt indes davor, trotz der winzigen gefundenen Menge von 50 Picogramm (0,000 000 000 05 Gramm pro Milliliter) Clenbuterol, den Fall herunterzuspielen. Am Rande der Commonwealth Games in Indien sagte er, eine geringe Menge «bedeutet nicht, dass nicht betrogen wurde». Detaillierter auf Contador ging der Neuseeländer nicht ein.
Contador hat derweil in einem Interview mit der Sportzeitung «Marca» erklärt, in den vergangenen Wochen - er wusste seit 24. August von der positiven Dopingprobe - an ein Ende seiner Karriere gedacht zu haben. «Ich habe daran gedacht, mich nie wieder auf ein Rad zu setzen», sagte der 27-Jährige und ergänzte: «Ich bin aber enttäuscht über die Welt des Radsports.»