Gleichzeitig qualifizierten sich die Südhessen für die WM in Malaysia mit 33 Rankingpunkten. Als Reserveteam fährt RVS Obernfeld I (André und Manuel Kopp) mit nach Asien, die DM-Dritte wurden. Neben diesen beiden Teams hat sich RMC Stein als drutte Mannschaft für den Bund Deutscher Radfahrer (BDR) für den Weltcup 2016 qualifiziert.

Besonders stolz war Jens Krichbaum, denn nun ist er sechsfacher Deutscher Meister mit drei verschiedenen Partnern in den Jahren 2006 bis 2015, nun zum vierten Mal in Folge. Die zehnfachen Titelträger in Folge der Jahre 1967 bis 1976 Flackus/Bernais aus Kostheim hat er noch nicht erreicht und zur Hamburger Radballlegende Guschi Köping (10 Titel mit 6 Partnern in den Jahren 1923 bis 1947) wird er wohl nicht erreichen, aber dennoch gehört er zu den ganz Großen im deutschen Radball, besser als sein Bundestrainer Jürgen King mit fünf Titeln.

Das besondere daran ist, dass Jens Krichbaum in dieser Saison vom Tor ins Feld noch umschulen musste. Ohne Partner Roman Müller als eine Bank im Tor ging es nicht. Genügend Routine brachte der Mann vom Altrhein in der Bundesliga seit 2003 mit und für ihn ging nun auch ein lange herbeigesehnter Traum in Erfüllung: «Meister mit zwölf Jahren Anlauf».

Im Finalspiel gegen RMC Stein erwartete man ein Match auf Augenhöhe. SV Eberstadt hatte einen Traumstart, weil RMC Stein zu fahrig im Angriff spielte. Jens Krichbaum fuhr jeden Angriff ab und Roman Müller wurde zum Mann der ersten Halbzeit. Nach 2:25 Minuten fuhr er Bernd Mlady mit hohem Tempo weg und sicherte das 1:0. Zwei Minuten später fiel das 2:0 und 20 Sekunden später das 3:0. 2 Sekunden vor Halbzeit wurde Jens Krichbaum von Bernd Mlady gefoult, der dafür Gelb bekam. Den Freischlag aus sechs Metern seitwärts verwandelte dann Roman Müller hinten über den Sattel zum 4:0-Halbzeitstand.

Die Pause nutzte RMC Stein und kam furios ins Spiel zurück. Nach zehn Sekunden kam Roman Müller vom Rad und Bernd Mlady traf zum 1:4. Zwei Minuten später aus einer Folge eines Eckballs schaffte Stein das 2:4. Doch Eberstadt wusste zu kontern und traf zum 5:2, 3:30 Minuten vor Schluss folgte das 6:2. Voll offensiv mit hohem Tempo ließ RMC Stein nicht locker und binnen 50 Sekunden stand es nur noch 4:6. Die Spielentscheidung fiel dann 50 Sekunden vor Schluss, als Eberstadt zum 7:4 traf.

Vorrunde
Wie erwartet war die Vorrunde der fünf Teams bereits Aufregung pur und es gab zwei große Verlierer in diesem Wettbewerb. RV Gärtringen (Uwe Berner/Matthias König) war seit 2007 immer dabei, aber die Deutsche Meisterschaft ist nicht ihr Ding. Es fing schon bitter gegen RC Iserlohn (Heiko Cordes/Daniel Endrowait) an. Die Spielweise der Sauerländer behagte ihnen überhaupt nicht und man fiel wiederholt auf das Abwehrverhalten und der quirligen Spielweise von DEndrowait herein: 2:5 zu Beginn war schon ein Dämpfer. Gegen SV Eberstadt war man schon unter Druck, ging sogar 1:0 in Führung. Aber mit dem gewohnten Angriffsspiel kam man gegen SV Eberstadt nicht durch und ging sogar hoch 2:8 geschlagen vom Feld.

Beim Spiel gegen RVS Obernfeld waren beide Teams unter Zugzwang. Obernfeld ging 1:0 in Führung und mit hohem taktischen Geschick gab sich keiner eine Blöße. Manuel Kopp schaffte durch einen Konter das 2:0 ins leere Tor, Uwe Berner holte auf seiner ungewohnten linken Seite zum 1:2 auf, aber es blieb dabei. Die Rettung im Spiel um Platz drei gelang gegen RMC Stein auch nicht. Gegenüber RC Iserlohn musste man sechs Tore aufholen, beim Gegner RMC Stein eigentlich unmöglich. Die Franken waren aber minutenlang unkonzentriert und aus einem 1:2 machte RV Gärtringen bis zur zehnten Minute ein 5:2. RV Gärtringen blieb offensiv, zu offensiv und fing sich Gegentreffer auf Gegentreffer mit dem Höhepunkt fünf Sekunden vor Schluss, als Bernd Mlady ein Solo über das gesamte Spielfeld zum 5:5 abschloss. Dieser Punkt reichte für die Steiner zum Finalspiel.

Der zweite Verlierer des Tages war RVS Obernfeld. Die Kopps gingen als Ranking-Führender in den Wettbewerb, aber es ging einiges schief. Erst verletzte sich André Kopp am Kopf und musste genäht werden, dann wurde noch ein Rahmenbruch an seinem Rad festgestellt.

Der Reihe nach: Über RC Iserlohn holte RVS Obernfeld seinen Pflichtsieg mit 4:2 Toren. Gegen RMC Stein der erste Rückschlag: Nachdem es schon 2:0 für Stein stand, raste André Kopp ins Tor um den dritten Treffer zu verhindern, er schaffte es aber nicht, aber fällt vehement ins umfallende Tor und ritzt sich dabei am Kabelbinder des Torpfostens den Kopf auf. Im Krankenhaus wurde die Wunde mit zwei Stichen genäht und damit war er der zweite Turbanträger dieser Meisterschaft. Raphael Kopp spielte mit Manuel das Match zu Ende, die 1:5 Pleite war aber nicht zu verhindern.

Nach der Pause war André Kopp im nächsten Spiel gegen RV Gärtringen wieder dabei und holte mit 2:1 den zweiten Dreier, aber er stellte den Bruch des Rahmens fest, der bis zum nächsten Block ausgewechselt werden musste. Es stand das Spiel der Spiele gegen SV Eberstadt um die WM-Tickets auf dem Programm, den Hessen genügte ein Remis zum Erreichen des Finalspiels. Zunächst waren die Eichsfelder mehr im Ballbesesitz, der durch Manuel Kopp 34 Sekunden vor Halbzeit zum 1:0 belohnt wurde. Eberstadt erhöhte das Tempo und Roman Müller holte den benötigten 1:1-Ausgleich. Andre Kopp schaffte per Penalty wieder die 2:1-Führung, RVS Obernfeld wäre wieder zur WM qualifiziert gewesen. Als RVS Obernfeld jedoch Zeitspiel angesagt bekam, führte Manuel Kopp den Ball Richtung gegnerischem Eckballpunkt. Dort schnappte sich Jens Krichbaum mit robusten Einsatz den Ball und sein Pass auf den durchfahrenden Partner Roman Müller verwertete dieser mit dem glücklichen Ausgleichstreffer zum 2:2 Endstand. Obernfeld blieb so nur das Spiel um Rang drei.

Kleines Finale
RC Iserlohn hat als die Nr. 5 einem Favoriten mit dem RV Gärtringen ein Bein gestellt, kam so ins Kleine Finale gegen RVS Obernfeld. Gegen diesen Gegner war jedoch kein Kraut gewachsen und RVS Obernfeld holte sich nach einem 4:0 beim Seitenwechsel mit 6:3 Toren zum vierten Male in Folge eine DM-Medaille.