Frankfurt (rad-net) - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat gemeinsam mit seinen Mitgliedsorganisationen die öffentlichkeitswirksame Kampagne «Sport ist Mehrwert» gestartet. Damit soll auf die Auswirkungen der geplanten Mittelkürzungen für den Sport im Bundeshaushalt 2024 aufmerksam gemacht werden. Auch der Radsport würde davon betroffen.
«Der Sport leistet einen unverzichtbaren Mehrwert für unsere Gesellschaft. Ihm für das Olympische Jahr 2024 die Mittel kürzen zu wollen, sendet das völlig falsche Signal an alle Athleten, Trainer und Unterstützer des Sports», sagt DOSB-Präsident Thomas Weikert. «Die Sportvereine und -verbände generieren mit einem im Verhältnis zum Gesamthaushalt äußerst kleinen öffentlichen Invest ein Vielfaches an positiven Wirkungen für unsere Gesellschaft. Das sollte der Politik jeden Cent wert sein. Es gilt, das Sportsystem in Deutschland weiter zu stärken, sodass es seine Leistungen – sowohl im Spitzensport, aber auch in der Breite – erfüllen kann.»
Der Sporthaushalt im Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) sieht im Vergleich zum aktuellen Jahr eine Kürzung um rund zehn Prozent vor – von circa 303 Millionen Euro auf circa 276 Millionen Euro. Von den Einsparungen betroffen wären unter anderem die Finanzierung von wichtigen Trainingsmaßnahmen von Athletinnen und Athleten auf ihrem Weg zu den Olympischen Spielen Paris 2024 als auch die Bezahlung des Leistungssportpersonals in den Sportverbänden, das seit 2015 keine Gehaltsanpassung mehr erhalten hat.
Hinzu kommen drastische Kürzungen in Höhe von 20 Prozent für das Institut für angewandte Trainingswissenschaft (IAT) sowie das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES), die für Sportverbänden und Athleten in Deutschland wertvolle wissenschaftliche und technische Unterstützung leisten. Das FES war durch seine Arbeit zuletzt an 21 von 27 gewonnenen Medaillen des Team Deutschland bei den Olympischen Winterspiele in Peking beteiligt. Auch die deutschen Radsportler profitieren von FES, denn in den Bahnrad-Disziplinen bekommen sie speziell angefertigte Räder, die auf wissenschaftlich höchstem Niveau entwickelt wurden, zur Verfügung gestellt.
«Es handelt sich aus unserer Sicht im Vergleich zu anderen Kürzungen nicht um eine verhältnismäßige Einsparung», sagte FES-Direktor Michael Nitsch gegenüber rbb24 und erklärte weiter: «Die Sparmaßnahmen würden bedeuten, dass man sich in beiden Instituten [FES und IAT, Anm. d. Red] von insgesamt 40 Personen trennen müsste.» Das wiederum könnte laut Nitsch Folgen für den deutschen Spitzensport bei den anstehenden Großereignissen haben. «Für die Sommersportarten sind die meisten Entwicklungsarbeiten im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Paris 2024 weitestgehend gemacht. Es geht also jetzt um die Umsetzung und die Anfertigung der Geräte. Es könnte also passieren, dass Geräte, die die Verbände erwarten, für Olympia nicht mehr geliefert werden können. Auch die Betreuung im Vorfeld der Spiele und in Paris könnte gefährdet sein, wenn das Personal nicht mehr da ist. Das wäre eine Katastrophe. Mit dieser Kürzung sorgt man dafür, dass sich die Konkurrenz im Ausland freut.»
Auch über den Spitzensport hinaus sendet der Haushaltsentwurf 2024 bedenkliche Signale an den organisierten Sport. So sind etwa für den im Koalitionsvertrag angekündigten «Entwicklungsplan Sport» keine Mittel vorgesehen. Mit dem Plan wollen Sport und Politik gemeinsam die Weichen für eine gesunde Sportlandschaft in Deutschland stellen und konkrete Maßnahmen hinterlegen, wie mit Hilfe der 87.000 Sportvereine die Bevölkerung zu einem aktiveren und gesünderen Lebensstil bewegt werden kann.