Salzburg (dpa) - Der braun gebrannte Bjarne Riis, der mit dem Ausschluss Ivan Bassos vor der Tour de France bittere Stunden durchlebte, strahlte über das ganze Gesicht. Platz eins, zwei und vier für sein CSC-Team beim 50,8 Kilometer langen WM-Zeitfahren von Salzburg.
Einmal mehr triumphierte die viel gepriesene Riis-Schule. Der Schweizer Fabian Cancellara, im April Überraschungs-Gewinner bei Paris-Roubaix, holte sich mit einem sagenhaften Schnitt von 50,66 Kilometer das Regenbogentrikot 1:30 Minuten vor seinem Team-Kollegen David Zabriskie (USA): Solch einen Vorsprung gab es in WM-Zeitfahren noch nie. Der Däne Brian Vandborg rundete das Bild des Triumphes als Vierter ab.
Riis lebt spätestens seit seinem Toursieger 1996 an der Seite von Jan Ullrich mit dem Doping-Verdacht. Auch als Teamchef ranken sich um den Dänen, der seine Fahrer in Motivations-Camps auf die Saison einstimmt, einige Verdächtigungen, die durch den Fall Basso neue Nahrung erhielten. Bei der Vuelta überraschte Riis mit der Ankündigung, in der kommenden Saison in seinem Team «das weltweit beste und strengste Anti-Doping-Programm» aufzulegen, «das es im gesamten Sport gibt». Damit dürfte er sich schon jetzt in einem gewissen Wettstreit mit dem T-Mobile-Team befinden, das sein neues, strenges Regime am kommenden Mittwoch in Bonn vorstellen will.
Irritierend an Cancellaras Erfolgsgeschichte ist vielleicht nur, das der 25-jährige Berner zugegebener Maßen mit dem umstrittenen italienischen «Preparatore» Luigi Cecchini zusammenarbeitet. «Zuletzt allerdings nicht mehr, weil ich gar keine Zeit hatte, nach Italien zu fahren», wie Cancellara nach seiner Gold-Fahrt erklärte. Dem Mediziner und Trainings-Analytiker, von dem sich auch Ullrich betreuen ließ, werden Kontakte zur Schlüsselfigur des spanischen Doping-Kartells, Eufemiano Fuentes nachgesagt.
«Gegen Cecchini liegt nichts vor, und wie es aussieht, wird ihm auch bei der laufenden Affäre nichts nachzuweisen sein. Aber die öffentliche Meinung ist so gegen ihn, dass ich unter unseren neuen Richtlinien auf eine Zusammenarbeit verzichten würde, wenn ich dadurch ein schlechtes Image von mir und meinem Team abwenden könnte», sagte Cancellara, der sich etwas ratlos fühlt: «Die Doping-Maßnahmen zwischen Weltverband UCI und WADA sind nicht einheitlich».
Sein Chef Riis wollte den Weltmeister in Salzburg etwas bremsen: «Wir lassen uns von der Presse nicht vorschreiben, welche Ärzte unsere Fahrer betreuen. Wir überprüfen alles und werden unser Anti-Doping-Programm demnächst im Detail vorstellen.»