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Der deutsche Radprofi Jan Ullrich dementiert Kontakte zu Fuentes.
25.05.2006 20:03
Doping-Skandal - Jan Ullrich dementiert Kontakte

Madrid (dpa) - Die spanische Polizei hat einen der größten Dopingskandale in der Geschichte des Radsports aufgedeckt. Das in die Affäre verwickelte Liberty-Radteam verlor seinen wichtigsten Geldgeber und steht vor dem Aus.

Der Versicherungskonzern Liberty Seguros kündigte auf Grund der Dopingvorwürfe seinen Sponsorenvertrag. Jan Ullrich dementierte derweil angebliche Kontakte zu dem im Zuge der Ermittlungen festgenommenen Arzt Eufemiano Fuentes. «Ich habe nie mit Fuentes zusammengearbeitet», verkündete Ullrich auf der Internetseite seines Rennstalls T-Mobile.

Der spanische Radiosender Cadena Ser hatte berichtet, der Tour-de- France-Sieger von 1997 habe Verbindungen zu dem Mediziner. «Wir haben haben bei allen Verantwortlichen im Team recherchiert und alle haben bestätigt, dass es absolut keine Verbindung zwischen dem Liberty-Arzt und Jan Ullrich gibt», erklärte T-Mobile-Sprecher Christian Frommert.

Der Direktor des Liberty-Radteams, der Spanier Manolo Saiz, war am Dienstag als einer von insgesamt fünf Verdächtigen in Madrid festgenommen worden. Zu dem Liberty-Team gehört mit Alexander Winokurow einer der Tour-Topfavoriten für die Tour de France. Nach Berichten der Nachrichtenagentur AP fand die spanische Polizei eine Liste mit 100 teils prominenten Radfahrern, die mit den Festgenommenen zusammengearbeitet haben sollen.

Die Ermittler hatten bei der größten Doping-Razzia in Spanien ein Madrider Speziallabor ausgehoben, das Radprofis in großem Stil mit präparierten Blutkonserven versorgt haben soll. Der Liberty-Teamchef Saiz hatte bei seiner Festnahme 60 000 Euro bei sich, mit denen er nach Vermutungen der Polizei eine Lieferung von Dopingmitteln bezahlen wollte. Der 46-Jährige, eines der Schwergewichte des internationalen Radsports, wurde nach seiner Vernehmung wieder auf freien Fuß gesetzt. Er galt nach Ansicht der Ermittler nur als ein «Kunde» und nicht ein aktives Mitglied des Doping-Rings.

Eine Sondereinheit von Beamten nahm außerdem Fuentes, den Laborchef José Luis Merino Batres, den Vizedirektor des Teams Comunidad Valenciana (früher Kelme), José Ignacio Labarta, und den Ex-Radsportler Alberto León fest. Die Verdächtigen sollen Radprofis in einem Labor Blut abgenommen, dieses mit roten Blutkörperchen angereichert und den Sportlern vor wichtigen Rennen injiziert haben.

Die Polizei stellte bei Hausdurchsuchungen rund 200 Beutel mit Blutkonserven und ein umfangreiches Arsenal an Dopingmitteln jeder Art sicher. Die Konserven trugen Codes, mit denen möglicherweise zahllose Rad-Profis identifiziert werden können, für die das Blut bestimmt war. Die Ermittler verfügen zudem über Videoaufnahmen von Sportlern, die das Labor besuchten.

Die spanischen Medien gingen davon aus, dass einige Blutkonserven für Spitzenfahrer - unter anderem des derzeit laufenden Giro d'Italia - bestimmt gewesen sein könnten. Der festgenommene Arzt Fuentes soll eng mit dem italienischen «Preparatore» Luigi Cecchini zusammengearbeitet haben, mit dem früher Bjarne Riis, jetzt Teamchef des Giro-Spitzenreiters Ivan Basso, kooperierte. Basso bestritt energisch, mit der Sache etwas zu tun zu haben.

Als Schlüsselfigur des Skandals gilt der Mediziner Fuentes, dem das Sportblatt «As» den Beinamen «der Hexer von Gran Canaria» verpasste. Der ausgebildete Frauenarzt hatte für verschiedene Profi-Teams gearbeitet und war in den vergangenen 20 Jahren immer wieder mit Dopingvorwürfen in Verbindung gebracht worden. Aber ihm konnte nie etwas nachgewiesen werden. Über den früheren 400-m-Hürdenläufer kursiert die Geschichte, dass er während der Vuelta 1991 auf einem Flug von Mallorca nach Barcelona eine Kühltasche auf dem Schoß trug. Auf die Frage nach dem Inhalt antwortete der für seine Unverfrorenheit bekannte Arzt: «In der Tasche befindet sich der Schlüssel für den Gewinn der Vuelta.»

Das Blutdoping ist ein altes Verfahren, das in den 70er Jahren unter anderem der finnische Langstreckenläufer Lasse Viren praktiziert haben soll. Es kam mit der Entdeckung des synthetischen EPO aus der Mode. Anscheinend erlebt es nun eine Renaissance, weil der EPO-Gebrauch bei Kontrollen festgestellt werden kann.

Spanien galt bislang als ein «Doping-Paradies», das es mit den Kontrollen nicht genau nahm. Nun aber verfolgt die Regierung eine Strategie der Null-Toleranz. Nach einem Gesetzentwurf drohen Ärzten und Managern bei Anstiftung zum Doping bis zu zwei Jahre Haft.


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