Montpellier (dpa) - Michael Rasmussen, der sich seit Jahren mit Doping-Verdächtigungen herumschlagen muss, ist von seinem niederländischen Team Rabobank in einer Nacht-und-Nebel Aktion aus der 94. Tour de France genommen und mit sofortiger Wirkung entlassen worden.
Eine schmerzhafte Bauchlandung für den «Berg-Floh». Zuvor hatte das dänische Nationalteam den 33 Jahre alten Kletterspezialisten, der austrainiert kaum mehr als 65 Kilogramm auf die Waage bringt, wegen mehrerer verpasster Kontrolltermine von der WM in Stuttgart und den Olympischen Spielen in Peking ausgeschlossen.
Die Tour-Verantwortlichen blieben trotzdem zögerlich - bis Rasmussens Team-Sponsor - allerdings auf Druck des Veranstalters - für klare Verhältnisse sorgte. «Ich habe die Schnauze voll. Ich bin mir bewusst, dass meine Karriere ruiniert ist», sagte Rasmussen der Online-Ausgabe der Zeitung «Algemeen Dagblad», «es ist ein Riesenschlag für mich. Ich habe keine Ahnung, was ich machen soll oder wo ich hin soll.» Direkt nach seinem Sieg in der «Königsetappe» am Vortag hatte er behauptet: «Natürlich bin ich sauber. Das Peloton und die Öffentlichkeit lassen nur ihren Frust an mir raus.»
Auch 24 Stunden nach seinem Rauswurf beteuerte der Däne gegenüber der Zeitung «Berlingske Tidende» weiter seine Unschuld. «Ich bleibe dabei, dass ich in Mexiko war. Das ist, was ich dem Team gesagt habe. Und ich will betonen, dass ich während der Tour 15 mal negativ getestet worden bin.»
Rasmussen, auch im Hochsommer schneeweiß und deshalb vielleicht «Chicken» gerufen, gilt als Exot im Profi-Radsport. Der ehemalige Mountainbike-Weltmeister stammt aus dem Flachland - und ist seit drei Jahren der stärkste Kletterer auf der Große Schleife. Im Kampf Rasmussen gegen alle war der dünne Däne im Gebirge stets der Stärkere geblieben und hatte fast ein Abonnement auf das gepunktete Trikot. Diesmal wollte er sich in Paris zum dritten Mal in Folge zum «Bergkönig» krönen lassen - und zum neuen Triumphator in Gelb.
Seine Eigenwilligkeit in sportlichen Dingen überträgt er auch auf den organisatorischen Bereich. Aus Trainingsaufenthalten in Mexiko, wo seine Familie lebt, resultierte 2006 eine Mitgliedschaft in der dortigen Radsport-Föderation. Das europäische Doping-Kontrollsystem war fern. Auch 2007 hat der in Italien am Gardasee lebende Däne eine eher «exotische» Profilizenz gelöst. Er hat beim monegassischen Verband angeheuert. Mexiko und Monaco - nicht unbedingt Verbände mit großer Erfahrung im Profiradsport oder gar im aktuellen Anti- Dopingkampf. Bei der Tour gestand er, in den letzten drei Jahren weder in Mexico noch Monaco je kontrolliert worden zu sein.
Dem Weltverband UCI war Rasmussen nicht erst durch die verpassten Kontrollen seines Landesverbandes, wofür er vier Mal verwarnt wurde, aufgefallen. In Italien wurde er öfter beobachtet, wie er in neutralem Dress trainierte - angeblich, um sich vor Belästigungen durch Cyclo-Touristen zu schützen. Die UCI wertete das als Versteckspiel vor den Kontrolleuren. Dasselbe Katz-und-Maus-Spiel war auch dem Astana-Team vorgeworfen worden.