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NADA-Chef Dr. Christoph Niessen. Foto: LSV BW
11.12.2007 11:30
„Doping muss uncool sein“ - Workshop in Baden-Baden

Baden-Baden (rad-net) - Paris, Reykjavik, Madrid und nun Baden-Baden. Der Anti-Doping-Kampf hat Hochkonjunktur. Die Enthüllung des Jahres 2007 mit den den Radsportlern Patrick Sinkewitz, Jörg Jaksche und Erik Zabel oder zum Beispiel Leichtathletin Marion Jones haben die Doping-Problematik in den Fokus der Verbände sowie der Öffentlichkeit gebracht. Das internationale Anti-Doping-Forum des Landessportverbands Baden-Württemberg unter dem Titel „Talente stark machen ohne Doping“ war Teil dieser Serie. Das hochkarätige Programm mit 14 Referenten aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz, darunter Christoph Niessen, Chef der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) und Radsportinsider Christoph Brissonau von der Universität Paris-X-Nanterre, sollte am ersten Tag des Forums einen herausragenden Überblick über die Doping-Problematik verschaffen.

Außerdem zeigten verschiedene „Betroffene“ ihre Sicht auf den Anti-Doping-Kampf. So berichtete Speerwurf-Europarekordhalterin Christina Obergföll von ihren persönlichen Erfahrungen mit den komplizierten Abmeldeverfahren der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der NADA: „Vielleicht wäre ein Ortungs-Chip wirklich eine Möglichkeit. Mir fehlt des Öfteren der Durchblick wann ich mich nun genau wo abmelden muss. Alleine für die Fahrt zu diesem Forum und für das folgende Wochenende musste ich vier verschiedene Aufenthaltsorte angeben. Ich will für Doping-Kontrollen verfügbar sein, aber das An- und Ummeldeverfahren nervt schon sehr.“

„Hinschauen, wenn‘s plätschert.“ Das ist die Devise von Helmut Pabst, Inhaber der PWC GmbH und Kontrolleur im Auftrag der NADA. „In Deutschland gibt es sieben verschiedene Kontrollinstanzen, die alle unabhängig von einander und unkoordiniert Kontrollen bei den Athleten durchführen. Darunter die WADA, die NADA sowie die einzelnen Fachverbände. So kann es passieren, dass ein Athlet am gleichen Tag mehrere Male getestet wird“, so Pabst.

Das dürfte Musik in den Ohren von NADA-Chef Niessen gewesen sein. Dieser sieht den deutschen Anti-Doping-Kampf als junges Kind, das im Gegensatz zu den alteingesessenen Strukturen des Sports bisher nicht sehr üppg ernährt wurde. „Im Jahr 2007 gab es insgesamt 4500 Kontrollen. Das sind 0,5 Kontrollen pro Athlet und Jahr. Das ist wenig. Zu wenig. Im nächsten Jahr werden wir auf durchschnittlich eine Kontrolle pro Sportler kommen. Dazu werden die Testpools so umstrukturiert, dass wir vornehmlich Spitzenathleten testen und damit eine höhere Kontrolldichte bei den A-Kader-Athleten erzielen werden.“

Komplettiert wurde das Anti-Doping-Forum von Workshops mit Trainern, Anti-Doping-Beauftragten, Funktionären und Pädagogen. „Doping muss uncool sein“, das war das Ziel im Konsens aller Teilnehmer am Ende der Veranstaltung. Sport sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. Es gelte die Jugend zu stärken und ihnen Argumente an die Hand zu geben, damit sie „Nein“ zu Doping sagen können und wollen, so das Fazit der Teilnehmer. „Wir wollen vorbeugen statt reparieren“, sagt Anti-Doping-Experte Prof. Dr. Treutlein. Christina Kehl


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