Hamburg (dpa) - Der Doping-Experte Werner Franke hat weitere Vorwürfe gegen Jan Ullrich erhoben. Nachdem im Fernsehen betont hatte, dass Ullrich bei dem spanischen Arzt Fuentes in einem Jahr 35 000 Euro für Dopingmittel ausgegeben habe, präzisierte Franke seine Angaben.
Der «Hamburger Morgenpost» sagte der Heidelberger Krebsforscher über den deutschen Radstar: «Ich habe hier 50 Seiten der Guardia Zivil vorliegen. Es ist schon irre, was da alles auftaucht.» Auf der Liste für Ullrich & Co. stehen laut Franke demnach auch EPO, vier verschiedene anabole Steroide, die Schilddrüsen-Hormone T3 und T4 sowie diverse Schmerzmittel.
Sogar 40 000 Euro soll der Italiener Ivan Basso für Dopingmittel ausgegeben haben. Der frühere T-Mobile-Fahrer Santiago Botero stehe mit 12 500 Euro zu Buche. Und Jörg Jaksche, der unter drei Codenamen aufgelistet sei, darunter Bella und Jorge, habe mehrfach Bestellungen abgegeben. «Mal für 400 Euro, mal für 474 Euro.»
Die Beweisführung der spanischen Justiz, dass es sich bei einem der vielen Sünder wirklich um Ullrich handele, sei einwandfrei und wasserfest, betonte Franke: «Das ist unheimlich penibel gemacht. Drei voneinander unabhängige Beweise wurden geführt.» Durch die abgehörten Telefonate und überwachten SMS von Ullrichs Betreuer Rudy Pevenage gebe es keinen Zweifel: «Die Liste vom Zeitfahren beim Giro d'Italia muss man nur neben die Zahlencodes von Fuentes legen. Wer bestreitet, dass Jan Ullrich bei Fuentes Kunde war, macht sich lächerlich.»
Zu Ullrichs Aussagen über ihn («Der Mann hört sich selber gerne reden und wollte mal wieder ins Fernsehen. So einen Blödsinn habe ich schon lange nicht mehr gehört») sagte der Doping-Experte: «Das ist die Arroganz des Dummen. Ich veröffentliche nur aus Ermittlungsakten, aus gerichtsfesten Unterlagen. Wenn das nicht erlaubt sein soll, wo leben wir denn dann?»