Leipzig (dpa) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) will Aufklärung vom geständigen Sünder Robert Lechner, dessen früherer Kontrahent Maic Malchow glaubt an systematisches Doping.
Mit der Offenbarung, vor seinem dritten Platz im 1000-Meter-Zeitfahren bei den Olympischen Spielen 1988 unerlaubte Mittel genommen zu haben, hat der Bayer Lechner neue Diskussionen über gesteuerte Doping-Praktiken im Sport der Bundesrepublik ausgelöst. «Der Vorgang liegt 20 Jahre zurück, bedarf aber trotzdem der Aufklärung. Wir werden auf ihn zugehen, damit er uns substanzielle Informationen gibt», sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Der frühere Bahnrad-Fahrer Lechner hatte in der «Frankfurter Allgemeine Zeitung» gestanden, damals gedopt zu haben. Zugleich beschuldigte er Verantwortliche im BDR, nannte jedoch keine Namen. Ihm seien nach einem genau festgelegten Plan Anabolika und auch Cortison verabreicht worden, schreibt die Zeitung. «Ich bekam es, Punkt. Es erschien mir als Auszeichnung. Ich kam mir vor wie ein Auserwählter», wird der 41-jährige Lechner in dem Beitrag zitiert.
Seinen damaligen DDR-Kontrahenten Malchow überrascht dies nicht. «Ein Einzelfall war das sicher nicht. Man konnte nicht einfach Doping-Mittel kaufen. Da musste ein Arzt dahinter stecken. Heute kann man so etwas im Internet kaufen, aber das gab es damals nicht», sagte der damalige Zeitfahr-Weltrekordler aus dem sächsischen Borna der dpa. Malchow hatte nur ein Mal gegen Lechner verloren - bei eben jenem Wettkampf in Seoul, als er nur enttäuschender Sechster geworden war. Danach wurden dem heute 45-Jährigen Rennen in seiner Spezialdisziplin von der DDR-Sportführung verboten. «Die Begründung lautete, dass ich meinen Leistungszenit überschritten hatte», berichtete Malchow.
Der heute 41-jährige Lechner aus Bruckmühl bei Rosenheim hat nach dem FAZ-Bericht zugegeben, am 8. August 1988 die Anabolika-Einnahme abgesetzt zu haben. So sei es bei dem olympischen Rennen am 20. September nicht mehr nachweisbar gewesen. Dass Lechner vier Tage vor dem Doping-Skandal um Sprinter Ben Johnson (Kanada), bei dem das anabole Steroid Stanozolol gefunden wurde, Drittschnellster hinter Alexander Kiritschenko (UdSSR) und Martin Vinnicombe (Australien) war und Malchow mehr als 2/10 Sekunden hinter ihm zurück blieb, will Letzterer nicht allein unerlaubten Mitteln zuschreiben. «Das hat nicht unbedingt viel mit Doping zu tun. Ich habe damals Fehler gemacht», gestand der Sachse ein. So habe er zum Beispiel eine zu große Übersetzung gefahren.
Doch nach seiner Meinung ist Doping aus dem Sport nicht wegzudenken, wenngleich er der Meinung ist, dass es nicht sein muss. «Es wird viel geschrieben, viel gedruckt und viele outen sich. Doping gab es, gibt es und wird es immer geben. Es geht aber auch ohne Doping», sagte der dreimalige Weltmeister. Bei seiner Weltrekord- Fahrt in Colorado (USA) zum Weltmeister-Titel «war ich 100-prozentig sauber», behauptete er, «da bin ich mir sicher.»