Wien (dpa) - Auf der Suche nach einer für Blutdoping in Österreich benutzten Blutzentrifuge sind ungarische Ermittler am Wochenende in Budapest fündig geworden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers in Wien soll nun untersucht werden, ob es sich bei dem Gerät um die Zentrifuge handelt, die der österreichische Sportmanager Stefan Matschiner unter anderem für das Blutdoping des gesperrten Radprofis Bernhard Kohl eingesetzt haben soll. Das Gerät wurde auf einen entsprechenden Hinweis im Rahmen der österreichischen Doping- Ermittlungen in einer Privatwohnung sichergestellt.
Radprofi Kohl hatte in der vergangenen Woche das Blutdoping eingestanden und Matschiner dabei schwer belastet. Kohl gab unter anderem zu, zusammen mit zwei weiteren Berufssportlern die Blutzentrifuge bezahlt zu haben und insgesamt dreimal bei dem Wiener Blutplasmazentrum Humanplasma gedopt worden zu sein. Ob es sich bei der jetzt beschlagnahmten Zentrifuge um das von Kohl erwähnte Gerät handelt, steht nach Angaben der Polizei noch nicht fest.
Matschiner soll nach Presseberichten in der vergangenen Woche zugegeben haben, Kohl und der ebenfalls gesperrten Triathletin Lisa Hütthaler (25) beim Blutdoping geholfen zu haben. Er sitzt zurzeit in Wien in Untersuchungshaft. Hütthaler wurde nach ihrem ausführlichen Geständnis von der Nationalen Doping-Agentur Österreichs nur mit einer 18-monatigen Sperre belegt. Die Landesmeisterin war nach ihrer positiven Doping-Probe im März 2008 für zwei Jahre gesperrt worden. Ihr drohte eine weitere Sperre von vier Jahren, weil sie versucht hatte, eine Mitarbeiterin des Labors der Welt-Doping-Agentur WADA zu bestechen. Wegen ihre Geständnisses wurde die Gesamtstrafe aber um 75 Prozent verringert.
Inzwischen gerät die Firma Humanplasma nach einem Bericht der Tageszeitung «Kurier» (Montag) immer mehr unter Verdacht, an der Blutdoping-Affäre beteiligt gewesen zu sein. Matschiner soll das Gerät bei Humanplasma im Auftrag der drei Sportler gekauft haben. Die Staatsanwaltschaft Wien hatte ihre Ermittlungen gegen die Firma zwar im März eingestellt, da Blutdoping in Österreich bis August 2008 nicht strafbar war. Neue Ermittlungen im Rahmen der jüngsten Aussagen von Kohl und Hütthaler seien jedoch denkbar, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Laut «Kurier» sollen Dutzende Sportler Kunden bei dem Wiener Unternehmen gewesen sein. Eine «Behandlung» habe 2000 Euro gekostet, will das Blatt erfahren haben.