Freiburg (dpa) - Für Patrik Sinkewitz wird es der letzte Arbeitstag vor einer unfreiwilligen Sommerpause. Für viele andere Radprofis von Rang sind die deutschen Straßenmeisterschaften auf dem 210 km langen Stadtkurs von Freiburg der letzte Härtetest vor der am 3. Juli beginnenden Tour de France.
Dass die deutsche Neuentdeckung des Jahres beim Jahreshöhepunkt zuschauen muss, wurmt den 23-jährigen Sinkewitz vom belgischen Rennstall Quick-Step noch immer. «Ich muss das akzeptieren, etwas anderes bleibt mir nicht übrig. In meinem Rennprogramm, das am Anfang der Saison festgelegt wurde, war mein Tour-Start fest vorgesehen, und ich habe mich mit Leistung dafür empfohlen - mehr konnte ich nicht tun», sagte der Sieger der Deutschland-Tour, der Jan Ullrich auf den Bergankünften in St. Anton und Oberwiesenthal vor knapp drei Wochen alt aussehen ließ. Schonung war der Grund der Teamleitung, Sinkewitz nicht zur Tour zu lassen.
Die Rote Karte für Frankreich tut doppelt weh, weil der zweite Newcomer der Saison, Fabian Wegmann vom Konkurrenten Gerolsteiner, nachträglich Grünes Licht für die Tour bekam. «Im Juli mache ich Pause und dann konzentriere ich mich auf die WM im Oktober in Verona. Wenn der Fernseher läuft, werde ich sicher auch mal die Tour gucken, aber ich werde da jetzt nicht zum Super-Fan, denn es tut schon irgendwie weh», meinte Sinkewitz, der sich in Frankreich auch als Wasserträger nicht zu schade gewesen wäre: «Das, was der Bramati bei uns macht, bringe ich auch noch.»
Als «Einzelkämpfer» rechnet sich Sinkewitz bei den Meisterschaften, die seit 1993 zu Firmen-internen Wettkämpfen des Telekom-Teams wurden, nicht viel aus: «Gegen die Übermacht von T-Mobile und Gerolsteiner hat man kaum eine Chance», sagte der junge Radprofi aus Fulda, der im Vorjahr bei den Titelkämpfen zweiter hinter Erik Zabel (Unna) wurde.
Der in dieser Saison bisher etwas unglücklich fahrende Weltranglisten-Spitzenreiter und seine Team-Kollegen Matthias Kessler (Nürnberg), Rolf Aldag (Ahlen) oder sogar Jan Ullrich - wenn er echte Ambitionen hat - zählen am Sonntag zu den Favoriten. Dazu kommen Danilo Hondo (Lugano/Cottbus), Olaf Pollack (Cottbus) und vielleicht der in Freiburg lebende Wegmann von Gerolsteiner.
Heinrich Trumheller aus Donaueschingen war 1992 der letzte deutsche Meister, der nicht aus dem Telekom-Team kam. Die Tradition soll auch zu T-Mobile-Zeiten fortgesetzt werden. «Aber das ist nicht so planbar, wie es vielleicht manchmal aussieht. Eventuell profitiert ein Dritter vom Zweikampf zwischen T-Mobile und Gerolsteiner», meinte T-Mobile-Sprecher Olaf Ludwig.