Berlin (rad-net/dpa) - Robert Bartko hat Olympia fest im Visier, sein
Kontrahent Daniel Becke hingegen erstmal seine Gesundheit. Bei den deutschen
Bahnrad-Meisterschaften will sich Doppel-Olympiasieger Bartko in Berlin
bereits für Peking qualifizieren während Becke erstmal eine Auszeit nehmen
muss. «Die Normzeit von 4:25 Minuten habe ich mir fest vorgenommen, um
danach in Ruhe die lange Vorbereitung anzugehen», verkündete Bartko, der
seinen Titel über 4000 Meter verteidigen will.
Neben seiner Paradedisziplin geht der Potsdamer mit dem Quartett des RSV
«Werner Otto» Berlin auch in der Mannschaftsverfolgung, im Madison und im
Punktefahren an den Start. «Ich denke, dass es gerade im Einer sehr eng
zugehen wird. An die klaren Entscheidungen der vergangenen Jahre glaube ich
nicht», prognostizierte Bartko, der seinen Einzeltitel im Vorjahr in
schwachen 4:45,295 Minuten gewonnen hatte.
Derweil musste Daniel Becke aus Erfurt seine Teilnahme auf Anraten der Ärzte
absagen. «Ich bin übertrainiert, da haben mich die Mediziner gestoppt»,
erklärte der Vierer-Olympiasieger von Sydney. Und auch einer der
Titelanwärter im Sprint kann aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten:
Wegen einer Viruserkrankung hat Maximilian Levy (Cottbus) seit drei Wochen
Sportverbot. Zudem fehlt erstmals seit Jahren der Erfurter René Wolff, der
im Frühjahr nach mehreren sportlichen Rückschlägen seine Karriere beendet
hat. Aus Termingründen sagte Hanka Kupfernagel ihre Rückkehr auf die Bahn
ab.
Im Kurzzeitbereich will der Schweriner Teamsprint-Olympiasieger Stefan Nimke
seine Vormachtstellung untermauern. «Meine Zeiten im Training sind für
meinen Zustand erstaunlich gut. Aber wie es laufen wird, weiß ich wirklich
nicht», sagte der Zeitfahr-Weltmeister von 2003, der bei der vor einem Monat
beendeten Keirin-Tour in Japan erkrankt war. Im Vorjahr hatte Nimke
überraschend das Sprint-Finale gegen den Erfurter Matthias John verloren.
Burckhard Bremer, Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), machte
unterdessen deutlich, dass trotz der Ausfälle die Meisterschaften mit
Blickrichtung Olympia ihre Bedeutung haben. «Bei Verletzungen und
Krankheiten wird es eine Einzelfallentscheidung geben, ob diese Athleten zu
einem späteren Zeitpunkt ihren Leistungsnachweis erbringen können», kündigte
er an. In der Doping- Problematik sieht Bremer keinen Grund zu
Nachbesserungen: «Im Bahnradsport haben wir schon immer umfangreich
kontrolliert. Das wird diesmal nicht anders sein.»
Insgesamt stehen im Velodram an der Landsberger Allee bei der 121. Deutschen
Bahn-Meisterschaft 35 Entscheidungen für Männer, Frauen, Jugend und Junioren
an. Insgesamt werden dazu über 350 Athletinnen und Athleten erwartet.
Für die Stars sind die nationalen Titelkämpfe gleichzeitig eine
Durchgangsstation zu den nächsten internationalen Wettkämpfen. Direkt nach
der DM beginnt die Vorbereitung auf die Weltcups in Sydney, Peking, Los
Angeles und Kopenhagen, bei denen sich der BDR die entsprechende Startplätze
für die Olympischen Spiele sichern will. Die Meisterschaft in der Hauptstadt
bietet dabei die Gelegenheit, den Kader noch zu erweitern. "Jeder hat die
Gelegenheit, sich bei der DM den Bundestrainern anzubieten", sagt
Sportdirektor Bremer. Ein möglicher Kandidat ist auch André Greipel. Der
Straßenprofi von T-Mobile, der nach einer guten Deutschland-Tour für das
Punktefahren gemeldet ist, plant offenbar einen Abstecher auf die Bahn.
Im Juniorenbereich werden die Weltmeisterschaftsteilnehmer vorne erwartet.
Allen voran die 16-jährige Erfurterin Kristina Vogel, die nach ihren drei
WM-Titeln von Mexiko auch in Berlin ganz vorne erwartet wird. "Die Athleten,
die bei der WM und EM zumindest teilweise erfolgreich waren, werden auch
national ihre Spitzenstellung unterstreichen wollen", ist
Ausdauer-Bundestrainer Helmut Taudte überzeugt. "Und die den Sprung in die
BDR-Auswahl bislang noch nicht geschafft haben, können jetzt ihre
Leistungssteigerung unter Beweis stellen", so Taudte. "In Berlin beginnt die
Auslese für 2008."
weitere Infos zur Meisterschaft (Startliste, Zeitplan)...