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27.06.2002 21:15
DM Frauen:Großer Zweikampf und lachende Dritte?

Die Deutschen Meisterschaften der Frauen im Einer-Straßenfahren 2002 am kommenden Samstag in Bühl stehen ganz im Zeichen des Kampfes der großen Sportgruppen Saturn Cycling Team und Equipe Nürnberger Versicherung. Topfavoritin scheint Judith Arndt zu sein, die mit ihren Kameradinnen Petra Roßner, der Titelverteidigerin, und Ina-Yoko Teutenberg gerade über den großen Teich zurückgekommen ist, nachdem die Mannschaft überaus erfolgreich die schwere Etappenfahrt HP Womens Challenge im US-Bundesstaat Idaho bestritten hatte. Während Ina-Yoko Teutenberg, die in diesem Jahr eine beeindruckende Serie auf den ersten Etappen der Tour de l’Aude hingelegt und den Triumph des Fahrenes im gelben Leadertrikot ausgekostet hatte, war sie zuletzt in Idaho zuverlässige Helferin ihrer Teamkameradinnen. Das zahlte sich in den beiden Etappensiegen für Petra Roßner aus und schließlich auch im Gesamtsieg für Judith Arndt. Die jetzt in Leipzig beheimatete Judith hat sich in dieser Saison in eine beeindruckende Siegerform gebracht. Das musste die internationale Konkurrenz sowohl bei den ersten Saisontouren wie der Snouwy Mountanis-Tour in Australien und der Redland Classic in den USA neidlos anerkennen. Und bei den großen Touren, der 18. Tour de l’Aude in Frankreich und bei der HP Womens Challenge machte Judith Arndt ernst – aus ihrer abwartenden, aber kontrollierenden Fahrweise erwuchsen jeweils nach den Siegen im Einzelzeitfahren die Ausgangspositionen für den Gesamterfolg. Die Art und Weise, in der Judith Arndt sich an die Spitze der internationalen Elite katapultierte, macht sie auch für Bundestrainer Jochen Dornbusch zur klaren Favoritin. „In Bühl wird eine ganze Gruppe leistungsstarker Fahrerinnen in der Schlussphase dabei sein, wenn es um den Titel und die Medaillen geht“, meinte er. „Aber vor den Erfolg haben die Organisatoren noch die schwere Steigung gesetzt, an der sich wohl klare Fronten ergeben werden“, meint der Coach, der gerade hier die Stärke von Judith Arndt gegenüber den starken All-Rounderinnen und Sprinterinnen sieht. Insgesamt deutet alles auf den Kampf zwischen den Saturn-Girls, bei denen auch Petra Roßner ihre Trümpfe ausspielen wird, wenn sie gut über die Schlusssteigung kommt, und der Equipe Nürnberger hin, deren zahlenmäßig überlegenene Streitmacht mit ihrem Kapitän Hanka Kupfernagel ins Rennen geht. Der Meistertitel im Einzelzeitfahren, den Hanka vor zwei Wochen in Bergheim errang, deutete ihre gute Form an. In den zurückliegenden Tagen kurierte sie ihre Knieverletzung aus, die vor dem Einzelzeitfahren u.a. zur Aufgabe bei der Tour de l’Aude und dem Bundesliga-Rennen in Karbach geführt hatte. An Hankas Seite ist eine ganze Reihe guter Fahrerinnen, die Chancen auf gute Plazierungen haben, einschließlich Regina Schleicher, die vom kommenden Jahr an wieder aus Italien zurückkehrt und sich dem Nürnberger Team anschließen will. Auch sie ist in den Elite-Rennen gewachsen und viel stärker noch, als im Jahr 1994, als sie sich mit dem Titel Deutsche Straßenmeisterin schmückte. Blättert man in der Meisterschafts-Chronik, so stehen seit 1995 für Hanka Kupfernagel im Einer-Straßenfahren fünf Einzeltitel und nunmehr auch fünf Meistertrikots im Einzelzeitfahren zu Buche. Judith Arndt als die konsequenteste und erfolgreichste Gegenspielerin von Hanka war dreimal Zeitfahr-Meisterin, stand aber – noch als Bahnspezialistin - insgesamt fünfmal hinter Hanka auf dem Siegertreppchen und wurde in der vorjährigen Straßenmeisterschaft in ihren ersten Jahr mit Orientierung auf den Straßenradsport ebenfalls Silbermedaillengewinnrin hinter der spurtstärkeren Petra Roßner. Das verspricht ein Klasserennen und viel Spannung. Dafür wollen aber auch die jungen Nationalfahrerinnen sorgen, die wie Angela Brodtka, Tina Liebig, Liane Bahler oder Sarah Düster in dieser Saison bereits sehr gute Ergebnisse erreichten und durchaus als lachende Dritte aus dem Zweikampf der großen Sportgruppen hervorgehen könnten. Bundestrainer Jochen Dornbusch, der die jungen Fahrerinnen in das Feuer der internationalen Wettbewerbe schickte, kann jetzt quittieren, dass seine Schützlinge alle Scheu vor großen Namen verloren haben und auch bei harten Rennen erfolgreich gegenhalten. „Als Trainer für alle deutschen Fahrerinnen muß es mir egal sein, wer den Meistertitel gewinnt“, schmunzelt Jochen Dornbusch, „aber ich glaube, die Mädchen haben gerade in den Auswahleinsätzen gelernt, ihre sportlichen Möglichkeiten auch mit der entsprechenden Taktik zu verbinden, um ganz vorn zu landen.“ Und so schließt der Bundestrainer auch eine Überraschung nicht aus. Beispielsweise durch Trixi Worrack, die vor wenigen Tagen auch der Französin Jeannie Longo in der Tour de la Drome das Nachsehen gab. Am Samstag wird es auf dem 106,3 Kilometer langen Meisterschaftskurs, der sich in sieben relativ flache Schleifen a 12,45 km um und durch die Stadt Bühl sowie die anschließende, 19,15 km lange „Finalrunde“ über den Bergkurs Neusatzeck gliedert, eine Antwort auf die Fragen nach dem gegenwärtigen Leistungsstand geben. Dabei geht es nicht nur um Titel und Medaillen schlechthin, sondern auch um die sportliche Herausforderung für alle Teilnehmerinnen möglichst lange mit den Favoritinnen Schritt zu halten. Der Start zum spannenden Meisterschaftskampf erfolgt am Samstag um 14.30 Uhr.
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