Frankfurt/Main (rad-press) Rückblick: 20. August 1995 – Nach einem schweren Sturz bei einer Abfahrt während der Harz-Rundfahrt stürzt Klaus Lungershausen schwer. Diagnose: Offene Oberschenkelfraktur, Schädel-Hirn-Trauma. Folgen: Nach zwei Wochen Koma und vielen Operationen bleibt sein linker Fuß irreversibel gelähmt.
14./15. Juni 2003 – Klaus Lungershausen nimmt im südbadischen Reute an den Deutschen Meisterschaften im Einzelzeitfahren der Behinderten teil – seine sechste Behinderten-DM. Allerdings mit einer Premiere: Erstmals gehen die behinderten Radsportler und Radsportlerinnen gemeinsam bei einer Meisterschaft der Elitefahrer an den Start. Möglich macht dies eine Kooperation zwischen dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und dem Deutschen Behinderten-Sportverband (DBS). Für den 34-jährigen Chemielaboranten und Familienvater Lungershausen ein ganz besonderer Anreiz: „Wir fahren zwar nicht in einer Startgruppe mit den Elitefahrern, und unsere Strecke ist auch nicht ganz so lang, aber der Vergleich auf den ersten Kilometern – speziell mit den Elitefahrern, die keiner Sportgruppe angehören – motiviert doch zusätzlich.“
Starten wird Klaus Lungershausen übrigens auf einer Rennmaschine, die ihm der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) zur Verfügung gestellt hat. „Ich habe bei verschiedenen Ehrungen und Veranstaltungen Kontakt mit BDR-Präsidentin Sylvia Schenk aufgenommen. Über Sportdirektor Burckhard Bremer und Bundestrainer Peter Weibel wurde mir schließlich eine Zeitfahrmaschine zur Verfügung gestellt. So bin ich zumindest vom Material her mit den Elitefahrern gleichgestellt.“
Der gebürtige Frankfurter ist bei den Handicap-Fahrern national eine Klasse für sich, sammelte in den vergangenen fünf Jahren einen nationalen Titel nach dem anderen und schaffte auf Anhieb den Sprung in die Weltelite. So wurde er 1998 in Colorado Springs Weltmeister im Einzelzeitfahren und Vize-Weltmeister im Straßenrennen, zwei Jahre später holte er in Sydney jeweils Silber bei den Paralympics im Einzelzeitfahren und Straßen-rennen. Seinen letzten großen Erfolg feierte Klaus Lungerhausen mit Platz zwei bei den Weltmeisterschaften 2002 im Einzelzeitfahren.
Die Erfolge stehen für seinen unbändigen Willen. Klaus Lungerhausen fuhr bereits vor seinem Unfall in der nationalen Spitze der Elitefahrer mit, war 1993 DM-Dritter im Bergzeitfahren, im gleichen Jahr und 1994 Deutscher Mannschaftsmeister mit der RSG Frankfurt und errang zahlreiche Etappensiege bei der Hessen-Rundfahrt, Sachsen-Tour und Oder-Rundfahrt, die er 1993 gewann. „Radfahren war meiner Gesundheit nach dem Unfall sehr förderlich, hat den Heilungsprozess beschleunigt. Irgendwann habe ich dann gemerkt, dass ich wieder mit meinen Freunden mithalten konnte. Das hat mich motiviert, mehr zu trainieren“, blickt der 34-Jährige zurück.
Trotz seiner zahlreichen Erfolge hat Klaus Lungershausen noch ein großes Ziel: „Gold bei den Paralympics 2004 in Athen im Einzelzeitfahren. Darauf arbeite ich hin.“ Sein Training muss der Familienvater allerdings seinem Beruf unterordnen. „Ich versuche, wenn möglich, den Arbeitsweg mit dem Rad zu absolvieren. Ansonsten trainiere ich nach Feierabend oder an den Wochenenden.“
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