Berlin (dpa) - Der Vizepräsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, Helmut Digel, fürchtet, dass Radstar Jan Ullrich wegen der Verwicklungen in den spanischen Doping-Skandal nicht bestraft werden kann.
«Nach der gegenwärtigen Lage der Dinge wird er vor einem ordentlichen Gericht nicht verurteilt werden. Er wird wieder Rennen fahren und am Ende wird man wieder sagen: 'Man hat dem armen Kerl Unrecht getan'. Und dann ist er wieder der große Held», sagte der Professor für Sportwissenschaft an der Universität Tübingen in Berlin.
Aus Digels Sicht wurde bereits das erste Doping-Vergehen Ullrichs nur unzureichend aufgearbeitet. «Damals sagte man, es war eine Partydroge. Bei uns in der IAAF wäre er sofort für zwei Jahre gesperrt worden», sagte Digel und äußerte sein Befremden, dass die internationalen Sportverbände Dopingfälle so unterschiedlich bewerten.
«Auf jeden Fall zeigen alle größeren Doping-Vorkommnisse der jüngsten Zeit, dass hinter den Manipulationen riesige Netzwerke stehen, ob nun im Fall des amerikanischen Labors Balco, ob im spanischen Skandal um den Mediziner Eufemiano Fuentes oder auch im jüngsten Fall um Grit Breuer und Nils Schumann». Dennoch gelte für ihn auch im letztgenannten Fall zunächst die Unschuldsvermutung. «Ich werde hier nicht sagen: Grit Breuer hat gedopt. Aber wenn es die Betroffenen getan haben, dann gibt es eine zweijährige Sperre. Das ist die Waffe des Sports, um sich selbst zu schützen.»