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Anwalt Peter-Michael Diestel vertritt Jan Ullrich.
24.05.2007 17:14
Diestel nicht mehr Ullrich-Anwalt

Berlin (dpa) - Ein halbes Dutzend seiner ehemaligen Teamkollegen hat Doping gestanden, doch der ehemalige Telekom-Kapitän Jan Ullrich bleibt weiter in Deckung und schweigt.

Allerdings meldete sich der unter Manipulations-Verdacht stehende ehemalige Radprofi mit einer anderen überraschenden Entscheidung: Peter-Michael Diestel ist ab sofort nicht mehr Anwalt des Tour-de-France- Siegers von 1997. «Wir haben Diestel das Mandat entzogen. Er darf nicht mehr für uns sprechen», übermittelte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband via «Bild»-Zeitung. Diestel dagegen sagte: «Ich habe mein Mandat nieder gelegt.»

Der Konflikt zwischen Ullrich und Diestel war offenbar nach einem Auftritt des Anwalts im «ZDF-Morgenmagazin» eskaliert. Dort hatte er noch für Ullrich erklärt: «Er tut nur das, was in der jetzigen Verfahrenssituation zweckmäßig ist.» Diestel stellte in dem Interview jedoch auch heraus, dass ihm die jüngsten Geständnisse der ehemaligen Ullrich-Kollegen nachdenklich gemacht und größte Befürchtungen geweckt hätten. «Was mein Mandant zu diesem Zeitpunkt dort wusste und was er eingenommen hat, ist nach meinen Dafürhalten ganz anders zu bewerten», unterstrich Diestel. Ullrich hat bisher immer bestritten, jemals illegale Mittel zur Leistungssteigerung genommen zu haben.

Diestel hatte das weitere Schweigen seines ehemaligen Mandanten insbesondere mit mögliche strafrechtliche Konsequenzen erklärt und daher verkündet: «Ein Auspacken bei Jan Ullrich gibt es in diesem Sinne nicht.» Es sei nicht dessen Absicht, etwas zu verheimlichen, sagte Diestel: «Er ist nur im Augenblick von Strafverfahren und Prozessen bedroht, deshalb ist sein Verhalten einfach anders.»

«Wenn alle anderen jetzt meinen, jetzt etwas zugeben zu müssen, dann ist das ein richtiger, logischer Weg, um dem Doping in Gänze Kampf anzusagen. Ich glaube schon, dass es der richtige Weg ist», sagte Diestel. Für seinen Ex-Mandanten müsse er das jedoch anders sehen: «Er hat eine andere Situation als Herr Dietz, Herr Henn und viele andere, weil er als Einziger, als Galionsfigur des deutschen Radsports bedroht ist durch Verfahren.»

Bei der Bonner Staatsanwaltschaft wird derzeit allerdings bereits geprüft, ob die im Juli 2006 von Rechtsprofessorin Britta Bannenberg gestellt Betrugs-Anzeige zum Nachteil seines früheren Arbeitgebers T- Mobile noch aufrechterhalten werden kann. «Wir sind bislang immer davon ausgegangen, dass das jetzige T-Mobile-Team nichts von Doping wusste. Es gibt nun sicherlich Überlegungen, ob jetzt immer noch so gedacht werden kann», sagte ein Sprecher. Diestel meinte schon: «Wenn es so ist, dass es bei Telekom üblich war, dann ist richtigerweise für Betrug keine Substanz gegeben, dann müssen die Akten zugeschlagen werden.» Wo sei die Basis von Betrug, wenn Doping, «wie von Herrn Dietz und Henn dargestellt, bei Telekom Gang und Gebe war».

Er habe niemanden betrogen, hatte der 33-jährige Ullrich noch bei seinem Karriereende am 26. Februar betont. «Jan Ullrich ist ja viel weitgehenderen Vorwürfen ausgesetzt», so Diestel am Tag weiterer Geständnisse. T-Mobile hatte den Olympiasieger von Sydney nach dessen Verwicklung in den Skandal um den mutmaßlichen Dopingarzt Fuentes im Sommer 2006 fristlos gekündigt.

Diestel setzte sich für einen Runden Tisch ein, an dem auch die beschuldigten und betroffenen Leistungssportler sowie verurteilte Trainer teilnehmen sollen. Die Gesetzgeber müssten einen Zustand erreichen, der ein solches freies und offenes Mitwirken möglich mache. «Dann wird man auch die Hintermänner des Dopings-Systems hilflos machen», glaubt Diestel.

Ein Umdenken für den gesamten deutschen Sport ist für Diestel unausweichlich. «Wir müssen begreifen, dass man nicht mit 40 km/h über die Pyrenäen fahren kann, dass man 250 Kilo ohne Stimulanzen nicht hochheben kann. Wir müssen uns vom Rekorddenken verabschieden.» Derzeit scheint ein Hochleistungssport ohne Stimulanz-Mittel aber gar nicht möglich. «Das sage ich, das sagen alle Trainer, das wissen auch alle in der Sportpolitik Tätigen, dass wissen auch alle Funktionäre.»


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