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Rolf Aldag sorgt sich um den Radsport. Foto: Nicolas Bouvy
21.04.2016 16:23
Die neue Manipulation Motordoping - Aldag: «Unerträglich»

Berlin (dpa) - Für den erfahrenen Ex-Profi und Teamchef Rolf Aldag wäre es «der Tod des Radsports». Die Vorstellung sei «gerade in der Addition unerträglich», wenn nicht nur chemisch sondern auch mit versteckten Minimotoren im Fahrradrahmen, dem Tretlager oder den Naben manipuliert wird.

«Der Radsport hat lange auf der Intensivstation gelegen», sagte Aldag, der Doping im damaligen Team Telekom 2007 zugegeben hatte. Die tatsächliche Etablierung der neuen Variante des Sportbetrugs würde der knapp erholten Sportart laut Aldag den endgültigen Rest geben.

In letzter Zeit häufen sich Meldungen über angebliche Entdeckungen von «Motordoping» und Kommentare von Experten darüber. Dabei wurde der Radsport-Weltverband UCI bei seinen bereits seit Jahren praktizierten Kontrollen nach illegalen Antrieben erst einmal fündig: Am 30. Januar flog Femke Van den Driessche bei der Cross-WM auf. Die 19 Jahre alte Belgierin kam einer mehrjährigen Sperre durch die Verkündung ihres Karreireendes zuvor. Eine Einzeltäterin aus dem U23-Bereich?

Aldag, heute Chef im südafrikanischen Dimension-Data-Team, glaubt beim «Motordoping» eher an ein Problem der Vergangenheit. Er wertet die besondere und begrüßenswerte Aktivität der UCI bei Rad-Kontrollen dann auch eher als «starkes Signal» zur Abschreckung. Die Vergangenheit der Problem-Sportart habe gelehrt, dass man sich «so ziemlich alles vorstellen» konnte. Aber im Straßenradsport würde der einstige Edelhelfer von Jan Ullrich mechanische Manipulation «jetzt ausschließen». Rückblickend sei die Branche diesbezüglich allerdings «vielleicht etwas blauäugig» gewesen.

Als das italienische Fernsehen RAI 2010 in einer Reportage nahelegte, dass Fabian Cancellara bei seinen fulminanten Siegen bei der Flandern-Rundfahrt und Paris-Roubaix mit Motorkraft nachgeholfen haben könnte, wurde das allenthalben schnell ins Reich der Fantasie verwiesen. Aufnahmen seiner Auftritte von damals wirken heute - zumindest - außerordentlich spektakulär.

Zuletzt meldeten die französische TV-Sendung «Stade 2» und der italienische «Corriere della Sera» den Verdacht, sieben - ungenannte - Radprofis hätten bei zwei Rennen in Italien verbotene Motoren eingesetzt. Aufnahmen mit Wärmebildkameras hätten das nahegelegt. Die UCI fand nichts. Daraufhin empfahl der frühere, zweifache Weltmeister Bugno, jetzt Chef der Fahrergewerkschaft CPA und von Beruf Hubschrauber-Pilot mit derlei Technik vertraut, dringend den Einsatz solcher Kameras bei den Kontrollen.

Die UCI verteidigte ihre preisgünstigere Methode: «Die Magnetresonanz-Tests haben sich als die effektivste, zuverlässigste und genaueste Methode herausgestellt. Wir hatten zuvor Wärme-Bildgebung, Röntgenstrahlen und Ultraschall getestet.» Aldag ergänzte: «Die kommen mit ihren Tablets und kontrollieren - das geht sehr schnell und unkompliziert.»

Vincent Wathelet, der Manager von Ex-Weltmeister Philippe Gilbert, berichtete dem belgischen Internetportal «sporza.be» von dem ungarischen Konstrukteur Istvan Varjas, der 2015 fast 1400 dieser Spezialmotoren verkauft habe. Solch ein nur noch etwa fünf Zentimeter großer Antrieb koste 7500 Euro und werde «sicher nicht nur an Hobbyfahrer verkauft». Der Mini-Motor soll 250 Watt leisten können. Laut Wathelet spiele diese Form des Betrugs im Peloton seit 2010 eine Rolle.

Für den mehrmaligen Flandern- und Roubaix-Gewinner Tom Boonen ist das Thema eine Frage der Ehre. «Das ist das allerunterstes Niveau. Ich würde niemals auch nur daran denken», sagte der Belgier, der nach Kokain-Befunden gesperrt war. Der zweifache Tour-de-France-Gewinner Alberto Contador ist für rigorose Strafen: «Eine lebenslange Sperre kann das einzige Urteil sein. Kein Pardon», forderte der Spanier, der im Anschluss an das bei der Tour 2010 nachgewiesene Clenbuterol-Doping eine zweijährige Dopingsperre absitzen musste.


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