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Alberto Contador ist beim Giro Titelverteidiger.
07.05.2009 11:07
Die Fete in der Krise: Giro wird 100 Jahre alt

Venedig (dpa) - Trotz Doping- und Wirtschaftskrise soll stilvoll gefeiert werden: Die Italiener lassen sich ihre Geburtstagsfete nicht vermiesen.

«100 Jahre Giro d'Italia - das ist ein historisches Ereignis», sagt Rundfahrt-Chef Angelo Zomegnan und verweist mit Stolz auf ein bevorstehendes Spektakel, zu dem zum Start Venedig als prächtige Bühne ausgewählt wurde. Auch sonst sind alle Vorkehrungen für den am 9. Mai beginnenden 92. Giro getroffen, der aus besonderem Anlass nicht wie sonst in Mailand, sondern am Pfingstsonntag nach 3454 Kilometern vor dem Colosseum in Rom endet.

Das Rosa Trikot wurde von Dolce&Gabbana neu gestaltet. Als Hauptdarsteller hatte der siebenfache Tour-de-France-Dominator Lance Armstrong schon zu Jahresbeginn kurz nach der Bekanntgabe seines Comebacks sein Engagement bestätigt. Auch ein Schlüsselbeinbruch vor sechseinhalb Wochen konnte ihn von seiner Premiere nicht abhalten: «Der Giro - das ist ein Mythos», schwelgte der in Italien umschwärmte Texaner und kündigte an: «Ich bin enttäuscht, wenn ich keine Etappe gewinne».

Dieser Mythos soll sich auch von den hässlichen Doping-Realitäten nicht zerstören lassen. Zomegnan versprach - wie im Vorjahr - kompromisslose und in der Anzahl weiter gesteigerte Kontrollen. 2008 war den Italienern die einstige Radsport-Hoffnung des Landes, Riccardo Ricco, offensichtlich trotzdem durch die Maschen gerutscht. Fünf Wochen später war Ricco bei der Tour de France des CERA-Dopings überführt und anschließend gesperrt worden.

Mit Nachdruck betonen die Giro-Veranstalter, dass ihre Doping- Fahnder diesmal auch nach CERA und Wachstums-Hormonen suchen werden. Zomegnan: «Wir tun alles für einen fairen Wettkampf». Vielleicht glaubt Markus Fothen vom einzig verbliebenen deutschen ProTour-Team Milram nicht jedes Wort. Der ausgebildete Landwirt hat sich längst abgewöhnt, über besonders bemerkenswerte Leistungen der Konkurrenz zu grübeln: «Sonst wirst du bekloppt», sagt Fothen, der die Anzahl seiner Roten Blutkörperchen durch Schlaf in einem Sauerstoff armen Zelt steigerte. Das ist legal.

Der Ex-Gerolsteiner aus Kaarst legt für sich «und meinen Bruder die Hand ins Feuer, dass wir nicht dopen.» Das antwortet er auch jenen, die seine starke Premieren-Vorstellung beim Giro 2005 (12. im Gesamtklassement mit 23) mit Manipulation in Verbindung bringen wollen. Fothen und sein sprintstarker Team-Kollege Robert Förster (Markkleberg) haben Etappensiege im Visier, genauso wie der unermüdliche Veteran Jens Voigt. Der Berliner ist noch einen Tag älter als der 37-jährige Armstrong.

Die Giro-Favoriten - abgesehen von Levi Leipheimer (USA) vielleicht - kommen aus dem Land des Geburtstagskindes. Der erste Kandidat auf den Gesamtsieg ist Ivan Basso, dessen Doping-Sperre im Oktober 2008 auslief. Seitdem stellt er seine Blutwerte tagebuchartig ins Internet, um Transparenz zu demonstrieren. Gleiches hatte auch Armstrong vor, nahm dann aber wieder Abstand davon. Basso hatte bei der Trentino-Rundfahrt im April seinen ersten Sieg nach dem Giro-Triumph im Juni 2006 gefeiert: Ein deutlicher Fingerzeig für seine Topform, auch wenn ihm seine Landsleute Damiano Cunego und Gilberto Simoni das Leben auf 21 höchst anspruchsvollen Etappen (sechs Bergankünfte) schwermachen werden.

Dass Armstrong nicht mehr der Tour-Gigant von 2005 ist - daran zweifelt wohl niemand. Wunderdinge sind von dem Rückkehrer nach seiner in Rekordzeit überwundenen OP nicht zu erwarten. Aber vielleicht reicht es zum Rosa Trikot nach dem Giro-Auftakt, einem 20,5 Kilometer langen Mannschafts-Zeitfahren auf dem Lido di Venezia. Seine Mannschaft Astana ist dabei neben Garmin Favorit und wenn Armstrong als erster im zeitschnellsten Astana-Team die Ziellinie passieren sollte, wäre er zum ersten Mal in seiner Karriere in Rosa. Das würde den Dramaturgen des großen Festtages sicher gefallen.

Nur die großen Finanzprobleme seines Rennstalls verderben Armstrong die Vorfreude auf seine Giro-Premiere. Zuletzt konnten die Monatsgehälter der Fahrer nicht oder nur verspätet gezahlt werden. «Das frustriert mich sehr. Hoffentlich regelt sich das, und die Jungs bekommen endlich ihr Geld,», wetterte Armstrong, «sonst sollte unser Teamdirektor die Lizenz übertragen bekommen, und wir gründen ein eigenes Team.» 


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