Plauen (dpa) - Der durch eine Erkältung leicht geschwächte Jan Ullrich und die anderen Top-Favoriten haben sich zum Auftakt der Deutschland-Tour zurückgehalten. Die 1. Etappe über 164,2 Kilometer von Altenburg nach Plauen stand ganz im Zeichen einer dreiköpfigen Ausreißer-Gruppe.
Das Trio hatte sich im ersten Renndrittel gebildet. Der Niederländer Bram Tankink vom belgischen Quick- Step-Team hatte sich dann 15 Kilometer vor dem Ziel abgesetzt und siegte im Alleingang mit rund einer Minute Vorsprung vor Juan-José Cobo (Spanien) und Bernhard Eisel (Österreich).
Rund zehn Kilometer vor dem Ziel war der 26-jährige Tagessieger in einer Kurve weggerutscht, konnte seinen Vorsprung aber halten und danach sogar noch ausbauen. Das Hauptfeld mit allen Favoriten rollte 4:15 Minuten hinter Tankink über die Ziellinie. Der Niederländer, der sich auch das erste Gelbe Trikot und die Führung in der Bergwertung holte, feierte damit seinen ersten Profisieg.
Die Kandidaten für den Gesamtsieg am 23. August in Bonn wurden bei Herbsttemperaturen im Hochsommer zeitgleich registriert: Neben Ullrich der ambitionierte Vorjahressieger Patrik Sinkewitz (Fulda), im nächsten Jahr Ullrichs Team-Kollege, der Amerikaner Bobby Julich, gerade Gewinner der Benelux-Rundfahrt, der Ansbacher Jörg Jaksche, Alexander Winokurow (Kasachstan) und der Österreicher Georg Totschnig vom Team Gerolsteiner. «Ich hoffe, ich kann noch von meiner guten Form der Tour de France profitieren. Die Entscheidung fällt auf der schwersten Etappe bei der Zielankunft in Sölden», sagte der in spanischen Diensten fahrende Jaksche.
Temperaturen zwischen 12 und 15 Grad, zum Teil Dauerregen: Alles andere als optimale Bedingungen für einen wie Ullrich, der eine Erkältung nahezu auskuriert hat. «Die Frage ist, wie er die Folgen seiner erneuten Erkrankung, die ihn am 10. August zu einem Trainings-Stopp zwang, wegsteckt. Da wäre jetzt schönes Wetter natürlich Gold wert», meinte Ullrich-Betreuer Rudy Pevenage, der diesen und dessen Team-Kollegen Tobias Steinhauser zum Deutschland- Tour-Training in die Schweizer Alpen begleitet hatte. Der T-Mobile-Kapitän versuchte sich, mit Spezialkleidung dick verpackt, vor Kälte und Feuchtigkeit zu schützen.
Die Witterungsbedingungen mit seifenglattem Straßen-Belag auf dem welligen Streckenprofil mit zwei Steigungen der 3. Kategorie sorgten auch für frühe Ausfälle. Der Schweizer David Loosli stürzte schwer und schied ebenso aus wie vor ihm der Norweger Kurt-Asle Arvesen aus der CSC-Mannschaft von Jens Voigt.
«Da es das Profil der Rundfahrt vor allem auf der Königsetappe nach Sölden und auf dem Feldberg noch in sich hat, dürfte der herausgefahrene Vorsprung der drei noch keine große Bedeutung haben. Die Entscheidung fällt erst später», sagte Hans-Michael Holczer, Manager des Gerolsteiner-Teams, das zusammen mit der T-Mobile-Mannschaft lange die Verfolgungsarbeit des Hauptfeldes organisierte.