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Die Stiftung Deutsche Sporthilfe zieht kurz vor Ende der Olympischen Spiele in Rio eine erste Bilanz und sieht in der Gesamtförderung Luft nach oben.
19.08.2016 15:23
Deutsche Sporthilfe zieht erste Rio-Bilanz: «Gesamt-Förderung der deutschen Athleten deutlich zu gering»

Frankfurt (rad-net) - Die Prämien der Deutschen Sporthilfe für Erfolge bei den Olympischen Spielen in Rio haben vor dem Schlusswochenende eine Gesamtsumme von 1,17 Millionen Euro erreicht, die für die Gewinner von Gold, Silber oder Bronze sowie für die Platzierten bis Rang acht ausgezahlt werden. Unter Berücksichtigung der noch ausstehenden Finalkämpfe und bereits durchgeführten Vorkämpfe bzw. Qualifikationen wird sich die Gesamtsumme zwischen 1,25 und 1,3 Millionen Euro bewegen. Nach London 2012 und nach Peking 2008 wurden an Gesamtprämien für die Plätze eins bis acht je 1,3 Millionen Euro ausgeschüttet.

«Unser System, das zeigt auch die Medaillenverteilung in Rio auf schon sechzehn Sportarten, zeichnet sich nach wie vor durch Vielfalt aus. Der aktuelle internationale Vergleich in Rio und viele Gespräche und Diskussionen rund um die Spiele haben einmal mehr eindrucksvoll verdeutlicht, dass gemessen daran die Gesamt-Förderung der deutschen Athletinnen und Athleten deutlich zu gering ist. Wir sind aber zuversichtlich, die gesamte Förderleistung von gegenwärtig etwa 13,5 Millionen Euro im Jahr weiter ausbauen zu können - wenn es uns und allen Partnern gelingt, den gesellschaftlichen Wert des Spitzensports wieder deutlicher zu machen und wenn wir im Kampf für einen sauberen Sport auf absolut allen Ebenen nie nachlassen», sagt Dr. Michael Ilgner, der Vorsitzende des Vorstands der Sporthilfe.

«Viele deutsche Teilnehmer haben sich in Rio Anerkennung verdient für Leistungen auch außerhalb der Medaillenränge, die ebenso viel wert sind. Ich glaube, dass dies in der deutschen Öffentlichkeit angenommen wird, auch wenn es eine Aufgabe bleibt, die Wahrnehmung sportlicher Höchstleistungen nicht nur auf Medaillen zu reduzieren. Wir dürfen uns mit mehr Olympiasiegern freuen als vor vier Jahren. Die vielen großartigen Erfolge, insbesondere in ihrer Breite, sind umso höher zu bewerten, als dass in Deutschland im internationalen Vergleich dringend zusätzliche Fördermittel benötigt werden, sowohl aus der öffentlichen Hand als auch aus der Wirtschaft. Nationen mit ähnlicher Struktur, die im unmittelbaren Wettbewerb zu deutschen Athleten stehen, haben – oft im Zusammenhang mit Olympiabewerbungen oder Olympischen Spielen – in den letzten Jahren massive Anstrengungen unternommen, wohingegen in Deutschland seit Jahrzehnten von der Substanz gelebt wird. Das betrifft nicht nur die direkte Athletenförderung, auch Trainer- und Strukturfinanzierungen sind reformbedürftig und stehen zu Recht im Fokus des Restrukturierungsprojekts von DOSB und BMI.»

Im Einzelnen werden Rio-Medaillengewinner wie folgt prämiert: Gold 20.000 Euro, Silber 15.000 Euro, Bronze 10.000 Euro (für London noch 15.000, 10.000 und 7.500 Euro). Die weitere olympische Prämienstaffelung: Platz Vier 5.000 Euro, Platz Fünf 4.000 Euro, Platz Sechs 3.000 Euro, Platz Sieben 2.000 Euro, Platz Acht 1.500 Euro. Honoriert wird jeweils der größte Erfolg eines geförderten Starters, um Athleten unabhängig vom Wettkampfformat vergleichbare Unterstützung für ihre sportliche und berufliche Karriere zu ermöglichen. Prämien für Mannschafts- und Spielsportarten sowie Staffel-Erfolge orientieren sich an der Aufteilung, werden jedoch gesondert durch den Gutachterausschuss der Deutschen Sporthilfe festgelegt. Die Prämien werden dann über zwölf Monate in Kooperation mit dem DOSB ausgezahlt, der die Sporthilfe-Prämien durch Zuschüsse aus seiner nationalen und internationalen Olympiavermarktung ermöglicht.

Michael Ilgner weiter: «Bei unserer Förderung geht es um langfristige, verlässliche Unterstützung besonders bei der Verbindung von Sport und Ausbildung oder Beruf. Das ist, ich wiederhole mich immer wieder gerne, aus unserer Sicht langfristig ein entscheidender Beitrag für den echten Sport und gegen Verfehlungen. Für diesen Weg haben wir schon viele sehr engagierte Wirtschaftspartner und auch das Bundesinnenministerium gewinnen können. In die zu erwartende und auch notwendige öffentliche Diskussion um die Förderung des Spitzensports in Deutschland können wir durchaus auch mit Zuversicht gehen: Jüngst hat eine Studie der Sporthochschule Köln belegt, dass das Interesse an Spitzensport in Deutschland in den vergangenen vier Jahren gestiegen ist: von 57,1 auf 60,1 Prozent. Und 65 Prozent der Deutschen würden es begrüßen, wenn in Deutschland eines Tages wieder Olympische Spiele ausgerichtet würden. Es ist das Verdienst vieler vorbildlicher deutscher Athleten, dass wir, trotz aller weltweiten Exzesse und Verfehlungen von Sportlern und Sportfunktionären, noch solch eine positive Grundstimmung haben.»

92 Prozent der deutschen Olympiastarter 2016 in Rio de Janeiro sind im Laufe ihrer Karriere von der Deutschen Sporthilfe gefördert worden oder werden bis heute unterstützt. Nur wenige Athleten wurden nie durch die Deutsche Sporthilfe gefördert, darunter die Tennis- und Golfspieler sowie das Fußball-Team der Männer.

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