Paris (dpa) - Die deutschen Festspiele in Frankreich fanden durch Stefan Schumachers zweiten Zeitfahr-Coup ihren würdigen Schlussakt.
Drei Etappensiege, zwei Tage im Gelben Trikot und sieben weitere Podiumsplätze: Seit den Hoch-Zeiten des Magenta-Booms um Jan Ullrich waren die deutschen Radprofis bei der Tour de France nicht mehr so erfolgreich wie in diesem Jahr. Geprägt wurde diese prächtige Bilanz vor allem vom Gerolsteiner-Team, dessen Kapitän Bernhard Kohl sich als neuer Berg-König und Gesamtdritter feiern lassen durfte. «Das war eine sehr spannende und für die deutschen Fahrer und Teams ungewöhnlich erfolgreiche Tour. Das macht auch gewissen Mut für Olympia», bilanzierte BDR-Präsident Rudolf Scharping.
Insbesondere die offensive Fahrweise der ums Überleben ringenden Eifel-Equipe beeindruckte den früheren Verteidigungsminister. «Gerolsteiner war richtig klasse. Jetzt kann man nur hoffen, dass Holczer jemanden findet, damit die Erfolgsgeschichte fortgesetzt wird», sagte der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) der Deutschen Presse-Agentur dpa und legte damit den Finger in die Wunde. Denn trotz seiner Aushängeschilder Schumacher, der auch das zweite Tour-Zeitfahren für sich entschied und als Anwärter auf den Titel des «kämpferischsten Fahrers» gilt, und Kohl hat Teamchef Hans-Michael Holczer noch immer keinen neuen Sponsor gefunden.
«Uns läuft die Zeit davon. Wenn diese Tour nicht geholfen hat, verstehe ich die Welt nicht mehr», sagte der Schwabe, dem sogar Tour-Direktor Christian Prudhomme bei der Geldgebersuche helfen will. Spätestens bis zum Start der Olympischen Spiele will und muss Holczer Klarheit haben. «Die Situation hat uns zusammengeschweißt», erklärte Schumacher die «Erfolgswelle»: «Die Tour ist für uns super gelaufen.»
Neben Gerolsteiner verdiente sich auch der T-Mobile-Nachfolger Columbia von Sportdirektor Rolf Aldag Bestnoten. Der Chemnitzer Marcus Burghardt ließ den vier Tagessiegen des britischen Sprint-Überfliegers Mark Cavendish den fünften Columbia-Streich folgen. Zudem mischte die deutsche Olympia-Hoffnung Gerald Ciolek beständig im Konzert der schnellsten Männer mit und fuhr viermal aufs Podest. «Ich bin ein bisschen enttäuscht, obwohl es im Team super lief, weil ich schon auf einen Etappensieg spekuliert hatte», sagte der von Milram umworbene Ciolek, der alle Hoffnungen in den Schluss-Sprint in Paris setzte. Dort war er wieder mal «trauriger Zweiter», als er sich auf den Champs Élysées nur dem Belgier Gert Steegmans geschlagen geben musste.
Einzig der Milram-Rennstall trübte die deutsche Bilanz. Hätte nicht Erik Zabel im reifen Alter von 38 Jahren mit zwei dritten Plätzen und Rang drei im Kampf um das Grüne Trikot hinter Oscar Freire und Thor Hushovd überrascht, wäre das Fazit des Altmeisters bei seiner 14. Tour wohl noch ernüchternder ausgefallen: «Es war eine Tour mit Licht und Schatten.»
Von allen deutschen Tour-Teilnehmern zog der Berliner Jens Voigt das große Los. An der Seite des neuen Champions Carlos Sastre durfte der 36 Jahre alte CSC-Saxo-Bank-Profi die Glückwunsche der Kollegen entgegennehmen. Auch dank seiner erstklassigen Helferdienste. «Zum ersten Mal in meiner Laufbahn erreiche ich am Ende Paris mit einer Mannschaft, die das Gelbe Trikot hat. Das ist der schönste Tag meiner Karriere.»