Bensheim (dpa) - Die Favoriten André Greipel und John Degenkolb sahen im Finale der deutschen Straßenmeisterschaften alt aus. Der 22-jährige Emanuel Buchmann aus Ravensburg stahl den verdutzten Arrivierten in Bensheim an der hessischen Bergstraße nach harten 204,8 Kilometern die Show.
Der Tour-de-France-Debütant aus dem deutschen Zweitliga-Team Bora-Argon 18 erwies sich als Schnellster einer 20 Fahrer starken Spitzengruppe. Der deutsche Bergmeister von 2014 verwies Nikias Arndt aus Buchholz auf Rang zwei, Dritter wurde Marcus Burghardt, der von seinem BMC-Team keine Berufung für die am kommenden Samstag in Utrecht beginnende Frankreich-Rundfahrt erhalten hatte.
Der zweimalige deutsche Meister und Titelverteidiger Greipel und Degenkolb, der im Frühjahr Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix gewonnen hatte, wurden den hohen Erwartungen in einem harten Rennen nicht gerecht. Die Entscheidung fiel in der letzten von acht Runden, nachdem es zuvor ständige Wechsel an der Spitze gegeben hatte. Eine Spitzengruppe von 22 Fahrern, die sich am Schluss noch reduzierte, machte den Sieger unter sich aus.
Der Parcours über die hessische Bergstraße, der pro Runde eine sieben Kilometer lange Steigung auf die Kuralpe aufwies, lag Degenkolb eigentlich. «Aber gegen Bora kamen wir heute nicht an, Emanuel hat verdient gewonnen», sagte sein Teamkollege Arndt. Degenkolb wurde 16.
Zwei Fahrer standen mit großer Wut im Bauch am Start. Der achtfache Tour-Etappengewinner Marcel Kittel und Björn Thurau haderten auch am Sonntag noch mit dem von ihren Teamchefs verordneten Tour-Aus. Thurau, Sohn des einstigen «Tourhelden» Dietrich Thurau, unterstrich seine im Moment gute Verfassung. Der 26-Jährige bestimmte das Rennen in verschiedenen Spitzengruppen und landete in der Endabrechnung auf Rang 14. Kittel hatte Degenkolb zunächst nach Leibeskräften unterstützt, bis er das Rennen zur Hälfte nach gut 100 Kilometern aufgab.
Trixi Worrack hatte sich zuvor im Alleingang den Titel bei den Frauen mit 14 Sekunden Vorsprung geholt. Nach 102,4 Kilometern verwies die 33-Jährige Cottbuserin Claudia Lichtenberg aus München und die Vize-Weltmeisterin und Titelverteidigerin Lisa Brennauer aus Kempten auf die folgenden Plätze. Worrack feierte ihren dritten deutschen Meistertitel, zuletzt war sie 2013 erfolgreich gewesen.
Am Freitag hatte sich Tony Martin, der am Sonntag im Straßenrennen fehlte, souverän seinen fünften Titel im Zeitfahren über 45 Kilometer gesichert. Der Wahlschweizer spekuliert zum Tour-Auftakt am kommenden Samstag auf sein erstes Gelbes Trikot.