Sonthofen (dpa) - In der bisher am härtesten umkämpften Etappe der Deutschland-Tour zwischen Singen und Sonthofen hat Jens Voigt sein Gelbes Trikot verteidigt. Den Tagesssieg in der südlichsten Stadt Deutschlands sicherte sich der frühere Giro d'Italia-Sieger Damiano Cunego.
Cunego überquerte die Ziellinie vor seinem italienischen Landsmann Davide Rebellin vom Team Gerolsteiner und dem Spanier David Garcia. Die drei retteten nach 184 Kilometern neun Sekunden Vorsprung vor dem ersten Teil des Hauptfeldes mit Voigt und Levi Leipheimer ins Ziel der 4. Etappe. Erik Zabel erkämpfte unterwegs Punkte für die Sprint-Wertung, bei der er mit 45 Zählern nun Zweiter hinter Joaquin Rojas (Spanien/46) ist. Diese Gesamtwertung hat er bei der Deutschland-Tour schon sechs Mal für sich entschieden.
An der Spitze der Gesamtwertung änderte sich nach der im Allgäu endenden Etappe nichts: Voigt geht im Gelben Trikot mit 27 Sekunden Vorsprung auf Leipheimer auf die «Königsetappe» am Dienstag nach Sölden. Aber Voigts Thron wackelt, nicht nur, weil der Verlust seiner beiden stärksten Helfer, Fabian Cancellara (Schweiz) und Andy Schleck (Luxemburg), besonders schmerzt. Am Montag musste der Berliner die ersten direkten Angriffe parieren und hatte zwischenzeitlich leichten Rückstand auf Leipheimer. Im Finale schloss er aber zu dem Amerikaner wieder auf. «Das war heute schwerer, als ich dachte. Ich habe alles gegeben, um das Trikot zu verteidigen», sagte Voigt im Ziel.
Ein schwerer Sturz überschattete die 4. Etappe: Den Kolumbianer Rigoberto Uran hatte es auf der Abfahrt vom 1420 Meter hohen Riedberg-Pass 17 Kilometer vor dem Ziel schwer erwischt. Er versteuerte sich in einer Kurve und stürzte kopfüber in einen Gebirgsbach. Er wurde mit Schulter- und Gesichtsverletzungen in ein Krankenhaus gebracht. Auf der selben Abfahrt stürzte auch der Sprinter Sven Teutenberg aus Mettmann. Die beiden Ausreißer Piet Rooijakkers (Niederlande) und Mariusz Wertecki, die zwischenzeitlich über zehn Minuten Vorsprung hatten, wurden vom Feld 19 Kilometer vor dem Ziel gestellt. Die beiden waren nach 77 Kilometern ausgerissen.
Der Ausstieg der beiden Voigt-Helfer wegen «Entkräftung», so CSC-Teamleiter Kim Andersen, heizte die Gerüchteküche in Sonthofen an. Zeitfahr-Weltmeister Cancellara, der bei der Tour de France über eine Woche das Gelbe Trikot trug und beim Mannschaftszeitfahren in Bretten sowie auf der Schwarzwald-Etappe einen sehr starken Eindruck hinterließ, war zum Start der 4. Etappe in Singen nicht angetreten.
Sein Team-Kollege Schleck, Überraschungs-Zweiter beim Giro d'Italia, stieg nach 50 Kilometern vom Rad. Er hatte sich vorher übergeben müssen, teilte die Deutschland-Tour mit. Schleck lag auf dem vierten Rang des Gesamtklassements, hatte sich besonders für die «Königsetappe» nach Sölden auf den 2670 Meter hohen Rettenbachferner viel vorgenommen und galt auch als Kandidat für den Gesamtsieg. «Andy war schon gestern krank und Fabians Ausstieg war vorher so besprochen», erklärte Voigt die Gründe für das Ausscheiden seiner beiden Team-Kollegen.