Zolder (rad-net) - Hanka Kupfernagel hat mit Platz zwei in Zolder ihre Führung im Cross-Weltcup weiter ausgebaut, Philipp Walsleben hat mit seinem Sieg derweil den Gesamt-Erfolg schon vorzeitig sicher. Am zweiten Weihnachtstag gab es für die deutschen Crosser damit sowohl bei den Frauen als auch in der Klasse der U23 einiges zu feiern. Kupfernagel musste sich beim Weltcup in den Niederlanden nur der Straßen-Weltmeisterin Marianne Vos geschlagen geben. Dritte wurde vor rund 20.000 Zuschauern mit Daphny van den Brand Kupfernagels schärfste Konkurrentin im Kampf um den Gesamtweltcup.
Nachdem sich im letzten Drittel des Rennens unter ständigen Führungswechseln eine fünfköpfige Gruppe abgesetzt und für eine Vorentscheidung gesorgt hatte gewann Vos im Zielsprint vor Kupfernagel und van den Brand. «Das war wie im Autorennen», so Kupfernagels Trainer und Lebensgefährte Mike Kluge. «Auf Grund des Frostes war der Kurs richtig schnell, keine Fahrerin konnte sich wirklich absetzen. Das war sicher das spannendste Rennen bisher.»
Gleich nach dem Start konnten sie Favoritinnen zwar schnell herauskristallisieren, aus der ersten größeren Kopfgruppe aber gelang es keiner Fahrerin, sich entscheidend abzusetzen. Kupfernagel ging sogar mit einem kleinen Vorsprung in die letzte Runde. Am vorletzten Anstieg musste sie jedoch noch einmal vom Rad und die Konkurrenz war wieder dran. Ihren Vorsprung im Gesamtweltcup konnte Kupfernagel aber weiter ausbauen. Martina Zwick als zweite deutsche Fahrerin im Ziel, belegte mit 5:13 Minuten Rückstand Platz 29.
In der Klasse der U23 hat der Kleinmachnower Philipp Walsleben nach seiner Auszeit mit seinem Sieg in Zolder den Gesamtsieg im Weltcup schon vorzeitig perfekt gemacht. Der Profi vom belgischen Team Palmans-Cras kann damit das Finale in Roubaix gelassen angehen. Eine Radlänge Vorsprung auf den italienischen Meister Cristian Cominelli und den französischen Meister Aurelien Duval reichte dem 21-jährigen, um auf Motorsport-Kurs im belgischen Zolder erneut zuzuschlagen. Mit 61 Punkten Vorsprung auf Verfolger Duval liegt Walsleben vor dem letzten Lauf. «Damit habe ich auch mein zweites Saisonziel erreicht», so der Brandenburger. Erstes Ziel war der Titel des Europameisters. «Damit ist auch der Druck vor der Weltmeisterschaft Ende Januar deutlich gesunken», so Walsleben.
Entgegen seiner sonstigen Gepflogenheiten musste es Walsleben in Zolder allerdings auf einen Sprint in einer sechsköpfigen Gruppe ankommen lassen: auf dem schnellen Kurs hatte er sich in den acht Runden nicht entscheidend absetzen können. Walsleben profitierte aber auch von der Uneinigkeit der beiden Franzosen: «Wenn sie es geschickt angestellt hätten, hätte einer gewinnen können», sagte Walsleben nach dem Rennen. «Aber da unbedingt beide gewinnen wollten, konnte ich meine Chance nützen.» Selbst der Italiener Cominelli konnte Duval noch übersprinten: Duval verlor damit nicht nur den zweiten Platz sondern auch die Möglichkeit, beim Finale in Roubaix eine letzte theoretische Chance auf Sieg im Gesamt-Weltcup zu retten.
Auch die anderen deutschen U23-Fahrer hinterließen einen guten Eindruck. Christoph Pfingsten beendete den Weltcup mit nur 19 Sekunden Rückstand auf Platz acht, Marcel Meisen wurde 25 Sekunden hinter dem Sieger Zehnter. Sascha Weber kam mit 1:08 Minuten auf Platz 18 ins Ziel. Max Walsleben und Max Walsleben wurden auf den Plätzen 27 und 36 klassiert.
Im Rennen der Elite holte sich in Zolder der Niederländer Thijs Al den Sieg. Er setzte sich vor den beiden Belgiern Kevin Pauwels und Sven Vanthourenhout durch. Deutschen Crosser klassierten sich nicht.
Bei den Junioren waren die deutschen Fahrer beim Sieg des Belgiers Sean de Bie ohne große Chance. Michael Schweizer kam mit 1:58 Minuten Rückstand auf Platz 21, Yannick Mayer wurde 2:14 Minuten zurück 26. Toni Bretschneider und Wenzel Böhm-Gräber landeten auf den Plätzen 31 und 31.
Der Weltcup am zweiten Weihnachtsfeiertag ist für zahlreiche Crosser traditionell der Auftakt für eine harte Folge von Rennen: in den kommenden Tagen wird Walsleben und viele seiner Profikollegen im Zwei-Tages-Rhythmus Rennen in Belgien bestreiten. Am Sonntag steht für Walsleben das Superprestige-Rennen in Diegem auf dem Programm, zwei Tage später das GvA-Rennen von Loenhout und zwei weitere Tage später am Neujahrstag der ebenfalls zur GvA-Serie zählende Wettkampf in Baa, bei dem Walsleben erstmal das Trikot seines neuen Teams «BKCP-Powerplus» an den Start gehen wird. Den Abschluss dieser Serie zum Jahreswechsel bildet am 4. Januar das Rennen in Sint Michielsgestel, das damit auch der letzte Test vor der Deutschen Meisterschaft in Strullendorf am 11. Januar sein sollen.