Frankfurt (rad-net) - Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hatte heute morgen zu einem zweiten «Corona-Forum» eingeladen. Bei der Online-Diskussionsrunde standen der Leistungssport, speziell die Nachwuchsarbeit und die Schwierigkeit der Durchführung von Veranstaltungen, während der Corona-Pandemie im Mittelpunkt.
Bei dem Forum wurde deutlich, wie schwierig bis unmöglich es ist, ein flächendeckendes Konzept zur Ausrichtung von Veranstaltungen im gesamten BDR zu erarbeiten, weil es zu unterschiedliche Vorschriften in den Ländern gibt. «Hamburg hat beispielsweise ganz andere Regeln als Bayern. Das ist die große Herausforderung, der wir uns stellen müssen», sagte BDR-Vize Präsident Günter Schabel, verantwortlich für den Leistungssport.
Kein Bundesland, kein Kreis verfüge über ein vorgefertigtes Hygienekonzept. «Das müssen die ausrichtenden Vereine liefern und dem Ordnungsamt vorlegen», wusste Schabel zu berichten. Dies wird dann weitergeleitet an das Gesundheitsamt, das prüft und seine Empfehlung ausspricht. Ganz wichtig seien zwei Anforderungen in das Konzept einzuarbeiten: die Rückverfolgung einer möglichen Infektionskette und ein Gesundheitserklärungsformular, in dem beteiligte Sportler und Trainer bestätigen müssen, dass sie keine Symptome zeigen und in den letzten 14 Tagen keinen Kontakt mit Corona-Infizierten hatten.
Eine wichtige Hilfestellung für alle Vereine sind die umfangreichen Corona-Informationen, unter anderem zu Hygienebestimmungen, die der BDR auf seiner Homepage rad-net bereitstellt und regelmäßig aktualisiert. «Unsere Vereine und Veranstalter haben im letzten Jahr sehr gute Arbeit geleistet, so dass viele Rennen und Meisterschaften stattfinden konnten», erinnerte Günter Schabel. Viele Beispiele seien dort zusammengefasst. Dazu zählen zum Beispiel besondere Regelungen bei der Parkplatzvergabe am Streckenrand bis hin zu Einweg-Rückennummern.
«Ich bin daher zuversichtlich, dass wir auf der Straße nach dem 1. Mai wieder Rennen durchführen können», hofft Schabel. «Wir sind auf einem gutem Weg. Was die Politik entscheidet, können wir aber nicht beeinflussen», weiß er um die Unsicherheit in der vorherrschenden Pandemie. Schabel appellierte aber noch einmal an die Vereine, ihre Rennen nicht vorzeitig abzusagen, sondern abzuwarten.
Viele Vereine beklagen nicht nur hohe Hürden bei der Genehmigung, sondern auch Einnahmeverluste, weil Verkaufsstände nicht möglich sind und auch kaum Zuschauer zugelassen werden. Auch lokale Sponsoren sind in der Corona-Pandemie mehr als zurückhaltend mit ihren Zuwendungen.
BDR-Sportdirektor Patrick Moster berichtete von den Schwierigkeiten bei Hallen-Veranstaltungen, wie Bahnradsport, Kunstradsport, Radball und Events, die viele Zuschauer und große Starterfelder anlocken - wie etwa BMX. «2020 hatten wir sehr hohe Auflagen und konnten zum Beispiel nur die BMX-Meisterschaft im Elitebereich durchführen», sagte Moster. Darum wolle man in diesem Jahr noch mehr auf Sportstätten im Freien ausweichen. «So erhoffen wir uns mehr Wettkämpfe, speziell auch im Nachwuchsbereich», so Moster.
Ein Thema war die Haftung der Veranstalter, falls sich Teilnehmer und eventuell Zuschauer nicht an die Vorschriften halten. Dafür sei das Ordnungsamt zuständig, konnte der BDR den Veranstaltern diese Sorge nehmen, bei einem Fehlverhalten in Haftung genommen zu werden. Dem Wunsch eines Teilnehmers, dass der BDR grundsätzlich bei allen Veranstaltungen als Ausrichter auftritt, musste der Verband ablehnen, weil es nicht möglich ist, zu allen Veranstaltungen einen BDR-Vertreter zu entsenden, um Radrennen zwischen Flensburg und Garmisch zu kontrollieren. Die Verantwortung bleibt weiter bei den ausrichtenden Vereinen. Der BDR rief noch einmal dazu auf, als Ausrichter selbst seine Vorbildfunktion zu wahren, also Maskenpflicht und ähnliches strikt einzuhalten.
Ein weitere Problematik stellt sich bei der Qualifikation der Nationalfahrer für internationale Meisterschaften wegen fehlender Wettkampfmöglichkeiten. In den Nachwuchsklassen sind auch weiterhin derzeit keine internationalen Wettkämpfe mit der Nationalmannschaft geplant. Wenn sich ein Fahrer persönlich entscheidet, an Rennen im Ausland teilzunehmen, muss er die geltenden Hygiene- und Quarantänebestimmungen für das jeweilige Land berücksichtigen. Es könne also passieren, dass ein Fahrer an einem Rennen im Ausland teilnimmt, anschließend aber 14 Tage in Quarantäne müsse und so nicht trainieren könne.
Eine andere Situation stellt sich bei den Olympiakadern, weil dort Sonderregelungen greifen. «Einige Bundesländer befreien Bundeskader von der Quarantäne», berichtete Moster. Um hier eine Gleichheit zu erzielen, werdem gegebenenfalls die Qualifikations-Kriterien auf der Basis der momentan gültigen Nominierungsbestimmungen angepasst.
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