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Die Top-Drei Schleck, Contador und Mentschow (v.l.) werden in Paris bejubelt.
25.07.2010 20:36
Contadors Krönung - Fünfter Sieg für Cavendish

Paris (dpa) - Ein umkämpfter dritter Triumph für Alberto Contador, eine müde Abschiedstour von Lance Armstrong und Enttäuschung bei den Deutschen: Die spannende 97. Tour de France, die nach 3642 Kilometern auf den Pariser Champs Elysées zu Ende ging, war eine Berg- und Talfahrt der Emotionen.

Contador gewann mit der Lächerlichkeit von 39 Sekunden vor dem Luxemburger Andy Schleck, der dem Spanier nicht nur in den Bergen sehr zusetzte. «Ich hatte schwierige Momente bei der Tour. Ich war an manchen Tagen nicht hundertprozentig fit, sowohl körperlich als auch mental», zog der Madrilene in Paris Bilanz und umarmte auf dem Siegertreppchen ein weiteres Mal seinen Rivalen Schleck. «Ich habe gelitten. Mir fehlen die Worte, um meine Freude auszudrücken.» Bei seinen vorangegangenen Erfolgen 2007 und 2009 hatte der 27-Jährige, der seinen Gesamterfolg wie zuletzt sein Landsmann Oscar Pereiro 2006 ohne Etappensieg perfekt machte, weniger Arbeit mit der Konkurrenz.

Nachdem beim Kampf gegen die Uhr am Vortag Fabian Cancellara noch einmal zugeschlagen und Tony Martin den Wunschtraum vom ersten deutschen Etappensieg verdorben hatte, trumpfte im Finale am Sonntag erneut Mark Cavendish auf. Auf der Abschlussetappe über 102,5 Kilometer auf die Pariser Prachtstraße, traditionell für die Topfahrer ein Schaulaufen mit Nichtangriffspakt, spurtete der Brite zu seinem fünften diesjährigen Tagessieg.

Noch überlegener als zuletzt in Bordeaux ließ Cavendish seinen Rivalen Alessandro Petacchi und Julian Dean nicht den Hauch einer Chance. «Die erste Woche war schlecht, in der ersten Woche habe ich es nicht geschafft. Aber ich habe es immer wieder versucht», sagte Cavendish. «Das hier ist spektakulär. Das ist ein perfektes Ende der Tour für mich.»

Nach einem schwachen Tourstart blieb der Teamkollege von Martin damit nur um einen Sieg unter seiner Traummarke von 2009 und schloss mit insgesamt 15 Erfolgen zum belgischen Sprinter Freddy Maertens auf. Trotzdem verpasste er das Grüne Trikot, das sich zum ersten Mal im Alter von 36 Jahren Petacchi - erst als zweiter Italiener in der Geschichte - überstreifen durfte. Ausgiebige Feiern dürfte er jedoch vermeiden, steht er doch einmal mehr unter Doping-Verdacht - noch in dieser Woche muss er in Padua vor dem Staatsanwalt erscheinen.

In dieser Beziehung dürfte auch auf Lance Armstrong in den USA einiges zukommen. Den Abschied von der Tour - seiner 13. - hat sich der im übernächsten Monat 39 Jahre alt werdende Rekordsieger anders vorgestellt. «Ich wäre gerne jünger und schneller», hatte er nach der 16. Etappe in Pau resümiert, als er noch einmal ganz kurz alte Klasse aufblitzen ließ. Ansonsten hatte die unnötige Ehrenrunde des siebenfachen Toursiegers für Armstrong-Fans viel Trauriges. Der einstmals unumschränkte Boss, von Stürzen in Serie gepeinigt und als «Radtourist» verspottet, rollte in Paris auf Rang 23 ein.

«Das war mein letztes Zeitfahren bei der Tour», hatte er am Samstag getwittert. Auch auf seinem einstigen Lieblingsterrain war er mit 7:05 Minuten Rückstand auf Cancellara chancenlos geblieben. In Paris nahm ihn seine Familie in den Arm, er freute sich auf «Strand und Bier».

Für einen Aufreger sorgte Armstrong auf der letzten Etappe dann doch noch: Er und seine Teamkollegen wollten mit Trikots starten, auf denen die Rückennummer 28 - als Symbol für 28 Millionen Krebskranke in der Welt - prangte. Die Jury wies das Team RadioShack aber an, die Leibchen zu wechseln. «Es ging uns mit der Aktion darum, auf diese Krankheit aufmerksam zu machen», erklärte Armstrong, der 1996 an Hodenkrebs erkrankt war. Erst bei der Siegerehrung für das beste Team durften die Radprofis ihre vorbereiteten schwarzen Jerseys tragen.

Die Tour der Deutschen versprühte nicht viel mehr Charme als die letzten Kilometer der Armstrong-Karriere: Mehr als drei zweite Plätze durch Martin und Gerald Ciolek sprangen für die 15 deutschen Tour- Starter nicht heraus. Wie der Texaner gab auch das Milram-Team seine Abschiedsvorstellung - und blieb ähnlich erfolglos. Der Ausstieg des Sponsors stand bereits fest, die Fahrer waren mit ihren Gedanken schon bei neuen Arbeitgebern: Das konnte nichts werden.


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