Boschendal (rad-net) - Die deutschen Mountainbiker sorgen beim 13. Absa Cape Epic weiter für Furore. Auf der fünften Etappe von Wellington nach Boschendal holte sich Olympiasiegerin Sabine Spitz mit Yana Belomoina (Sport for Good) ihren ersten Etappensieg. Bei den Herren gewann nach 93 Kilometern Matthias Pfrommer mit dem Schweizer Nicola Rohrbach (Centurion-Vaude) zum zweiten Mal, während Karl Platt mit Urs Huber für das Team Bulls dem fünften Gesamtsieg entgegenstrebt.
Auf der als Königsetappe ausgewiesenen fünften Etappe mit ihren 2500 Höhenmetern beharkten sich die drei besten Damen-Teams fast über die gesamte Distanz. «Es gingen immer wieder Attacken», berichtet Adelheid Morath. «Wir mussten ziemlich leiden, aber es war ein super Rennen.» Doch trotz aller Angriffe auch nach dem letzten steilen Anstieg waren Langvad/Kleinhans, Spitz/Belomoina, sowie Bigham/Morath noch zusammen.
Im folgenden Downhill fiel dann eine Vorentscheidung. «Zuvor hatte Topeak-Ergon immer mal wieder ein kleines Loch bekommen und ich habe Annika vorgeschlagen, nach dem letzten Downhill das zu nutzen und die letzten zwölf flachen Kilometer gemeinsam zu fahren», gab Sabine Spitz bei der Pressekonferenz Einblick. Auf dem staubigen Trail ging tatsächlich eine Lücke auf, doch das Teamwork mit Langvad und Kleinhans war danach nicht von langer Dauer. Ariane Kleinhans konnte etwa sieben bis acht Kilometer vor dem Ziel Tempo nicht mehr halten.
«Wir sind dann einfach unser Tempo weiter gefahren. Yana war heute auch super drauf, ihr hat sicher geholfen, dass es in den ersten Stunden noch nicht so heiß war», berichtete Sabine Spitz. „«Das Ziel war heute nicht die Etappe zu gewinnen, sondern möglichst Zeit auf Topeak-Ergon herauszufahren. Dass es jetzt bei der ausgewiesenen Königsetappe mit einem Sieg klappt, das ist natürlich perfekt.»
Annika Langvad gratulierte: «Freut mich für Sabine und Yana, die sind echt stark gefahren. Das Gelände war heute sehr hart, mit weniger Singletrails. Das kam uns nicht so entgegen. Aber wir fokussieren uns auf das Gesamtklassement und freuen uns auf die letzten beiden Tage.»
«Respekt vor Annika und Ariane. Wir sind super happy über den zweiten Platz, aber ganz aufgegeben haben wir noch nicht», sagte Sally Bigham. Das Knie Partnerin Adelheid Morath bereitete nicht mehr ganz so viele Schmerzen wie in den beiden Tagen zuvor («nicht gut aber besser, dank super Physio-Betreuung»), doch die Freiburgerin bekannte, dass ihre britische Kollegin in der letzten Phase der Etappe immer die Stärkere sei.
Das Duo geht als Gesamt-Zweite mit 13:45 Minuten Rückstand in die vorletzte Etappe mit Start und Ziel in Boschendal. Auf Rang drei bleiben noch 4:53 Minuten auf Spitz/Belomoina.
Herren: Kein Sprint um den Etappensieg
Auch auf der fünften Etappe des Absa Cape Epic haben die Gesamtführenden ihre Position unterstrichen. Mit fünf Teams an der Spitze wurde die letzte Verpflegung bei Kilometer 66 erreicht. Danach ging es über einen Fluß, wo die Fahrer zum Absteigen gezwungen wurden. Dabei verlor Damiano Ferraro (Trek-Selle) den Anschluss und konnte ihn auch nicht mehr herstellen. Es kam dann der letzte scharfen Anstieg mit einem mit einem vielsagenden Namen: Freedom Struggle Climb. So benannt weil Nelson Mandela im dortigen Drakenstein-Gefängnis inhaftiert war.
Im letzten Drittel schafften es Karl Platt/Urs Huber und Nicola Rohrbach/Matthias Pfrommer eine Lücke zu reißen. So jagten die beiden besten Paarungen in der Gesamtwertung gemeinsam den folgenden Downhill mit dem Titel Bone Rattler Descent hinab. Das Quartett blieb bis zum Finish zusammen. Im Kampf um den Etappensieg versuchte das Team Bulls eine bewährte Taktik anzuwenden. Der weniger starke Sprinter Urs Huber setzte sich einige hundert Meter vor dem Ziel etwas ab und Karl Platt blieb im Windschatten.
Doch es kam nicht wirklich zum Sprint, Karl Platt machte nicht mehr den Versuch die beiden Konkurrenten vor ihm anzugreifen. «Irgendwo wollte ich kein Kannibale sein», versuchte er sein Verhalten zu erklären. «Aber hinterher habe ich ein wenig geärgert. Schließlich haben Urs und ich den beiden geholfen, den Vorsprung auf Rang drei zu vergrößern.»
Karl Platt entgeht mit «viel Öl» einem Drama
Der Deutsche Marathon-Meister sprach aber auch von einer «Schrecksekunde», während der Etappe. Es waren aber eher lange Minuten, denn kurz nach der zweiten Verpflegungszone bei Kilometer 42 begann seine Kette zu springen. «Da habe ich gleich an die Trans-Schwarzwald gedacht. Da ist mir das auch passiert und durch den Wechsel der Kette habe ich acht Minuten verloren», gibt Platt Einblick.
Das Malheur hatte das Potenzial zum Drama. Doch Karl Platt schaffte es bis zur letzten Verpflegungszone vorsichtig mit der Kette umzugehen und behalf sich mit «viel Öl» um das Glied wieder gangbar zu machen. «Zum Glück bin ich ruhig geblieben, habe richtig reagiert und nicht die Kette gewechselt», meinte Platt. «Wir sind glücklich, die Beine waren super, nie am Anschlag.»
Die beiden Etappensieger waren indes gar nicht auf den Tagessieg aus. «Uns ging es heute eigentlich gar nicht um den Etappensieg. Wir wollen unseren zweiten Gesamtrang verteidigen», erklärte Nicola Rohrbach. «Deshalb versuchen wir so lange wie möglich vorne dabei zu bleiben. Als Urs weggefahren ist, bin ich einfach sitzen geblieben.»
Sein Partner Matthias Pfrommer freute sich mehr über die Verteidigung die Vergrößerung des Vorsprungs auf Rang drei (7:17 Minuten). «Wir sind super happy, dass es so gut läuft», meinte Matthias Pfrommer, dessen Sturzverletzungen vom Donnerstag sich zum Glück als nicht so gravierend herausgestellt haben.
Im Kampf um den dritten Platz auf dem Podium schafften es Daniel Geismayr und Hermann Pernsteiner sich schon auf dem letzten Kilometer von ihren Konkurrenten Damiano Ferraro/Samuele Porro etwas abzusetzen. «Uns ging es heute nur darum den dritten Platz in der Gesamtwertung zu sichern», erklärte Porro.
Simon Stiebjahn verrichtete für seine Bulls-Teamkollegen viel Arbeit an der Spitze, musste dann aber noch vor der dritten Verpflegung bei Kilometer 66 abreißen lassen, weil er einen Hinterrad-Defekt erlitt. Er und Böhme erreichten das Ziel als Achte, 8:06 zurück. 3:42 vor ihnen kamen Manuel Fumic und Henrique Avancini (Cannondale Factory Racing) als Sechste, direkt vor Topeak-Ergon 2 mit Jeremiah Bishop/Erik Kleinhans, ins Ziel.