Brüssel (dpa) - Der Ausschluss des Radsportteams Unibet bei der Tour de France wegen eines unerwünschten Sponsors hat die EU-Kommission auf den Plan gerufen.
Bereits im Oktober sei in diesem Zusammenhang ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Frankreich eröffnet worden, sagte der Sprecher von EU-Binnenmarktkommissar Charlie McCreevy in Brüssel. Es lägen zu dem Fall mehrere Beschwerden vor, unter anderem vom Radsport-Weltverband UCI.
Laut einem Bericht der britischen Tageszeitung «The Financial Times» veranlassten restriktive französische Wett-Gesetze den Tour-Veranstalter, ein belgisches Team nicht zuzulassen, das von einem in Malta zugelassenen Online-Buchmacher finanziert wird. McCreevy schrieb laut Sprecher vor zwei Wochen an Sportorganisationen und machte klar, dass ausländische Teams nicht ausgeschlossen werden können, weil Sponsoren nicht genehm seien.
Die französischen Behörden legten inzwischen ihre Stellungnahme in Brüssel vor. Über den Inhalt des Briefes wurde zunächst nichts bekannt. Verfahren wegen Verletzung des EU-Vertrags können in letzter Konsequenz zu einer Klage der Kommission gegen den Mitgliedstaat vor dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) führen.
Der Rennstall Unibet hatte im Dezember des Vorjahres zusammen mit dem kasachischen Rennstall Astana von Alexander Winokurow und dem deutschen Tour-Dritten Andreas Klöden die ProTour-Lizenz erhalten. Sie berechtigt alle 20 Mannschaften mit diesem Status eigentlich zur Teilnahme an allen ProTour-Rennen. Die drei Veranstalter der Tour de France, des Giro d'Italia und der Spanienrundfahrt, die elf der 27 ProTour-Rennen organisieren, wollten das nicht akzeptieren und eigene Selektionskriterien anwenden.
Ein sich anbahnender Eklat konnte im März unmittelbar vor dem ersten ProTour-Rennen, der Etappenfahrt Paris-Nizza, nur mit einem Kompromiss verhindert werden. Es wurde in Zaventem/Belgien vereinbart, dass an den Rennen der drei Veranstalter jeweils 18 ProTour-Teams mit Ausnahme von Astana und Unibet teilnehmen können. Die drei Tour-Veranstalter verpflichteten sich, die Anfragen der beiden anderen Rennställe und weiterer, nicht zur ProTour zählender Teams, künftig wohlwollend zu prüfen. Unibet konnte damals nicht an Paris-Nizza teilnehmen und wurde inzwischen auch von anderen Rennen ausgeladen.