Zolder (dpa) - Santiago Botero aus Kolumbien hat die Nachfolge Jan Ullrichs als Weltmeister im Zeitfahren angetreten. Die beiden Gerolsteiner-Profis Michael Rich (Emmendingen) und Uwe Peschel (Scheidegg) konnten sich auf der 40,4 Kilometer langen Distanz in Zolder/Belgien den Traum vom WM-Gold nicht erfüllen.
Rich scheiterte aber nur um acht Sekunden an dem zweifachen Tour-de- France-Etappensieger Botero und holte wie 2000 in Plouay WM-Silber. Peschel wurde in 48:42 Minuten Fünfter. Auf Teilen der alten Formel-1-Strecke war Botero bei strahlendem Sonneschein, aber kühlen Temperaturen in 48:08 Minuten nicht zu schlagen und verwies Rich (48:16) und den Spanier Igor Gonzalez de Galdeano (48:25) auf die weiteren Medaillen-Ränge. 1999 war Botero in eine Doping-Affäre verwickelt, konnte aber nachweisen, dass sein hoher Testosteron- Anteil offensichtlich naturgegeben ist.
Der bullige Rich, dem die flache Strecke mit langen Geraden und wenig Kurven auf den Leib geschneidert war, träumte mindestens 20 Minuten vom Titel. «Er ist super gefahren. Das reicht», hatte der deutsche Verbands-Vize Olaf Ludwig verkündet, nachdem Rich mit einem Stundenmittel von über 50 Kilometer durchs Ziel geschossen war. Nach ihm kamen noch zehn Fahrer.
Nachdem der 33-jährige Rich bei den ersten beiden Zwischenzeiten geführt hatte, sah alles nach dem Titel für den Olympiasieger von 1992 im Straßen-Vierer aus. Aber Botero, der bei der Tour de France den vierfachen Gesamtsieger Lance Armstrong (USA) im ersten Zeitfahren geschlagen hatte, bei der Vuelta aber enttäuschte, explodierte auf den letzten zehn Kilometern förmlich. Mit seinem gewaltigen Endspurt schnappte er dem Gerolsteiner-Profi, die Goldmedaille noch weg.
«Natürlich bin ich ein bisschen traurig. In 18 Sekunden habe ich zwei WM-Titel verloren. Vor zwei Jahren fehlten mir zehn Sekunden, heute acht. Aber ich habe 100 Prozent gegeben und bin auch zufrieden: Zwei Mal WM-Silber - das muss mir auch erstmal einer nachmachen. Vielleicht bin ich ein bisschen zu schnell gestartet, aus der Angst heraus, dass das bisher immer eine Schwäche von mir war. Aber Botero ist ein perfektes Rennen gefahren», sagte der diesjährige Bayern-Rundfahrt-Sieger Rich, der sich speziell vier Wochen auf die Titelkämpfe vorbereitet hatte und keine Belastungen aus Tour oder Vuelta wie Botero in den Knochen hatte.
Mehr als Rang fünf wollte Richs Team-Kollege Uwe Peschel, der mit der Empfehlung des Sieges beim schweren Grand Prix des Nations in Frankreich nach Zolder gekommen war. Aber ein Radwechsel nach acht Kilometern wegen eines Defektes hatte ihm schon früh die Moral geraubt: «Danach ging nicht mehr viel», sagte der gebürtige Berliner. Bis auf den weiter verletzten und gesperrten Ullrich und Armstrong, der seine Sasion im September beendete, waren in Zolder die stärksten diesjährigen Zeitfahrer am Start.
Einzelzeitfahren, Männer, 40,4 km:
Rang | Name | Zeit |
1. | Santiago Botero (Kolumbien) | 48:08,45 Min. |
2. | Michael Rich (Emmendingen) | + 0:08,23 |
3. | Igor Gonzalez de Galdeano (Spanien) | + 0:17,15 |
4. | Laszlo Bodrogi (Ungarn) | + 0:25,53 |
5. | Uwe Peschel (Scheidegg) | + 0:33,76 |
6. | David Millar (Großbritannien) | + 0:35,32 |
7. | Aitor Gonzalez (Spanien) | + 1:04,03 |
8. | Michael Rogers (Australien) | + 1:06,34 |
9. | Fabian Cancellara (Schweiz) | + 1:07,81 |
10. | Raivis Belohvosciks (Lettland) | + 1:15,42 |