Berlin (dpa) - Die abgelaufene Saison verlief aus Telekom-Sicht alles andere als optimal. Deshalb war die Freude über ein vorfristiges Weihnachtsgeschenk in Form der Vertragsunterschrift von Santiago Botero in Bonn groß.
Mit dem Maximal-Kader von 25 Fahrern für 2003 ist Telekom nun auch formal nicht mehr in der Lage, die sich theoretisch bietende Chance, Jan Ullrich zurückzunehmen, zu ergreifen. Abgesehen davon, dass sich das alle Beteiligten nur schwer vorstellen könnten, auch wenn Teamsprecher Olaf Ludwig dazu am Wochenende feststellte: «Nichts ist unmöglich.»
«Der Weltverband gestattet im Höchstfall 25 Fahrer pro Team», erklärte Ludwig, nachdem Erik Zabel in der Kerner-Show im ZDF vorsichtig den Olympiasieger, der noch immer ohne Vertrag ist, ins Spiel gebracht hatte. «Wenn es im Team von Bjarne Riis nicht klappt, käme für Jan doch eigentlich nur wieder das Magenta-Trikot für ein Comeback in Frage», hatte der Weltranglisten-Spitzenreiter erklärt.
Der inzwischen an die Schweizer Seite des Bodensees umgezogene Ullrich dreht unterdessen seine kleinen Trainings-Runden und wartet weiter auf den Sponsor, der ihm den Sprung zum dänischen CSC-Team seines alten Kollegen Riis ermöglicht. Dafür hatte sich am Wochendende auch der umstrittene italienische Radprofi Marco Pantani ins Gespräch gebracht.
Der Wechsel von Zeitfahr-Weltmeister Botero zum Team Telekom wurde am 29. Dezember perfekt. Aus Medellin faxte der 30-jährige Kolumbianer, der im Juli den vierfachen Tour-Sieger Lance Armstrong (USA) im ersten Zeitfahren der Frankreich-Rundfahrt bezwungen hatte, den ihm seit längerem vorliegenden Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben zurück. Wie es aus Spanien hieß, muss Botero einen Teil der Ablösesumme, die sein alter Rennstall Kelme für einen vorzeitigen Wechsel forderte, selbst bezahlen.
Es dürfte sich um etwa 200Â 000 der ursprünglich geforderten 750 000 Euro handeln. Das Telekom-Angebot muss also so verlockend gewesen sein, dass der Kolumbianer auch einen herben Gehalts-Abschlag verschmerzen konnte. «Dazu kann ich nichts sagen. Klar ist, dass wir keine Ablöse für ihn gezahlt haben», sagte Ludwig.
Der Vierte der diesjährigen Tour de France, der im Oktober Ullrich als Weltmeister im Kampf gegen die Uhr abgelöst hatte, soll schon im Januar im Trainingslager in Mallorca zu seinem neuen Team stoßen. Danach will sich Botero weiter in seiner Heimat auf die kommende Tour de France vorbereiten und wahrscheinlich erst im April 2003 nach Europa zurückkehren. «Bei der Jubiläums-Tour 2003 will ich in Paris aufs Podium», ließ er wissen.
«Wir sind jetzt als Team gut aufgestellt. In der Breite können wir mit den Neulingen Savoldelli, Botero, und Evans sowie Winokurow und Klöden Armstrong bei der nächsten Tour angreifen», glaubt Ludwig.