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23.10.2007 16:17
Blut-Pass soll Radsport heilen

Paris (dpa) - Mit dem Allheilmittel «Blut-Pass» will der Dauer- Patient Radsport seine Doping-Krankheit auskurieren. Doch im Ringen um die eigene Glaubwürdigkeit müssen den Lippenbekenntnissen Taten folgen.

Wenn nicht, dann verpufft die Einführung des biologischen Passes und die Verdoppelung der Trainings- und Wettkampfkontrollen wirkungslos. «Dieser Blut-Pass ist ein inhaltlicher Fortschritt. Wir starten das Experiment im Radsport 2008. Wenn es gut funktioniert, werden wir es auf andere Sportarten übertragen», sagte der Präsident der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, Richard Pound, zum Abschluss des Anti-Doping-Gipfels in Paris.

Die französische Sportministerin Roselyne Bachelot als Gipfel-Gastgeberin, UCI-Chef Pat McQuaid und Pound unterzeichneten eine Erklärung, mit der dem Radsport der Weg in eine saubere Zukunft geebnet werden soll. Mit der Einführung des Blut-Passes beschlossen sie ein «indirekte Methode zur Doping-Erkennung»: Eine unabhängige Expertenkommission soll anhand der Pässe auffällige Blut- und Urinwerte feststellen. «Ich gehe davon aus, dass bei abweichenden Werten sowohl Schutzsperren als auch harte Dopingsperren ausgesprochen werden können», sagte Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Das ist ein großer Schritt vorwärts.»

Eine Revolution ist der Blut-Pass allerdings nicht. «Die Idee ist sicher nicht neu», räumte der ehemalige Verteidigungsminister ein: «Im Internationalen Skiverband und im Deutschen Schwimm-Verband ist er bereits eingeführt.» Auch der Leichtathletik-Weltverband IAAF hat begonnen, eine Datenbank mit Blutprofilen von Topathleten anzulegen.

Der krisengeplagte Radsport erhofft sich dadurch den Weg aus der Krise. «Der Blut-Pass ist verpflichtend. Das geschieht nicht auf freiwilliger Basis», betonte der Chef des Weltverbands UCI, McQuaid. Bereits zu Beginn der neuen Saison solle der individuelle Pass, auf dem die Ergebnisse sämtlicher Blut- und Urinkontrollen jedes Profis notiert werden, zum Einsatz kommen. «Wir wären zufrieden, wenn die Blutwerte stabil blieben. Dann hätten wir die Gewähr, dass die, die betrügen wollten, davon abgeschreckt wurden», sagte McQuaid. Spätestens bei der Tour im kommenden Jahr werde der Pass dann unerlässliches Teilnahme-Kriterium sein: «Zur Tour de France werden nur Fahrer zugelassen, über die ein Blutprofil angelegt wurde.»

Doch genau dies weckt Erinnerungen an die diesjährige Skandal-Tour. Vor dem Start mussten alle teilnehmenden Fahrer die UCI- Ehrenerklärung für einen sauberen Sport unterschreiben - die Doping-Fälle Alexander Winokurow, Patrik Sinkewitz und Cristian Moreni sowie den Ausschluss des Gesamtführenden Michael Rasmussen konnte dies jedoch nicht verhindern.

Der ehemalige SPD-Vorsitzende begrüßte die Beschlüsse des Paris-Gipfels, bei dem eine Verdoppelung der Trainings- und Wettkampfkontrollen auf rund 15 000 im kommenden Jahr beschlossen wurde. Scharping kündigte an, dass der BDR die seit 2006 gesammelten Daten deutscher Profis der UCI zur Verfügung stellen wolle. «Wir haben 400 Kaderathleten - von der Elite bis zur U17 - in diesem Programm. Es hat uns die Möglichkeit gegeben, bei einem Verdacht intensiver zu prüfen.» Zwei Verdachtsfälle habe es bislang gegeben. «Beide haben zu Zielkontrollen und letztlich zu einem positiven Dopingtest geführt», sagte Scharping und verwies auf die überführten Dopingsünder Sinkewitz und Matthias Kessler.


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