San Remo (dpa) - Nicht Weltmeister Mario Cipollini, nicht der vierfache Gewinner Erik Zabel: Weltcup-Sieger Paolo Bettini gewann die 94. Auflage von Mailand-San-Remo. Der kleine Italiener gewann den Weltcup-Auftakt als schnellster einer dreiköpfigen Spitzengruppe vor seinen Landsleuten Mirko Celestino und Luca Paolini.
Fünf Sekunden dahinter gewann Cipollini, der als vierter Profi in der Geschichte in San Remo im Regenbogen-Trikot siegen wollte, den Spurt des Feldes. Der Weltranglisten-Spitzenreiter Zabel (Unna), der sich nach seinem Sturz vom Vorjahr diesmal so viel vorgenommen hatte, wurde Sechster.
An Cipollinis 36. Geburtstag war Bettini der stärkste aller 194 Starter. Schon beim Anstieg auf den vorletzten Berg vor dem Ziel war er in einer Spitzengruppe mit Paris-Nizza-Gewinner Alexander Winokrow vom Telekom-Team. Bei der Abfahrt von der Cipressa fuhren die Fahrer aber wieder zusammen und ließen den neuen Ausreißer Danilo di Luca (Italien) ziehen. Zabel und Cipollini glaubten an ihre Sprint-Chance und Bettini schien enttäuscht. Doch dann starteten der Weltcup-Sieger 2002, Celestino und Paolini eine weitere Attacke. Ihr fiel zuerst di Luca zum Opfer. Die drei Ausreißer nahmen die acht letzten Kilometer allein in Richtung San Remo in Angriff und konnten nicht mehr gefährdet werden.
Schon sieben Kilometer nach dem Start, bei dem fast alle 194 Starter einen Friedens-Appel unterzeichnet hatten und sich zum Teil weiße Bändchen an den Sattel gebunden hatten, bildete sich eine achtköpfige Spitzengruppe. In ihr fuhren mit dem Österreicher Peter Wrolich (Gerolsteiner) und Niki Aebersold (Schweiz/Coast) auch zwei Mitglieder deutscher Rennställe. 32 km vor dem Ziel war der Ausflug der auf zwei Fahrer zusammengeschmolzenen Ausreißergruppe nach fast 250 km beendet.
Kurz zuvor war der Slowene Martin Derganc aus der Cipollini-Mannschaft auf der Abfahrt gegen eine Leitplanke geprallt und wie leblos auf dem Asphalt liegen geblieben. Böse Erinnerungen an den Todessturz Andrej Kiwilews vor elf Tagen bei Paris-Nizza wurden wach. Er wurde ins Krankenhaus von Imperia eingeliefert, nachdem er künstlich beatmet worden war. Kurz nach dem Ziel kam eine erste Nachricht aus dem Krankenhaus: Derganc sei ansprechbar.
Zabel hatte sich im Finale offensichtlich verkalkuliert. «Die Endphase war sehr hektisch. Ich wusste gar nicht, dass vorne drei weg waren», sagte er unmittelbar nach dem Zieldurchlauf. Die Flandern- Rundfahrt am 6. April ist der nächste Weltcup-Termin.
94. Mailand - San Remo (294 km):
Rang | Name | Zeit |
1. | Paolo Bettini (Italien) | 6:44,43 Std. |
2. | Mirko Celestino (Italien) | + 2 Sek. |
3. | Luca Paolini (Italien) | gleiche Zeit |
4. | Mario Cipollini (Italien) | + 11 |
5. | Dario Pieri (Italien) | gleiche Zeit |
6. | Erik Zabel (Unna) | gleiche Zeit |