Madrid (dpa) - Im spanischen Radsport-Dopingskandal sind nun auch Vorwürfe der Bestechung laut geworden.
Der Ex-Radprofi Jesús María Manzano berichtete, ihm seien Schmiergelder von bis zu 180 000 Euro dafür geboten worden, dass er seine Beschuldigungen gegen das mutmaßliche Dopingnetz um den Arzt Eufemiano Fuentes zurückziehe. Der Spanier hatte 2004 erstmals in der Öffentlichkeit über weit verbreitete Doping-Praktiken im Profiradsport berichtet.
Der frühere Fahrer des Kelme-Teams, der infolge einer fehlerhaften Bluttransfusion beinahe ums Leben gekommen wäre, hatte Anzeige gegen die Gruppe um Fuentes erstattet. Wie die Zeitung «El País» berichtete, meldete er der Polizei nun zusätzlich, dass einer der Anwälte der Beschuldigten versucht habe, ihn zu bestechen. Dabei soll es sich um den Anwalt des früheren Liberty-Teamchefs Manolo Saiz gehandelt haben. Der Jurist wollte nach Angaben des Blattes zu den Vorwürfen nicht Stellung nehmen.
Wegen des Dopingskandals, der unter der Bezeichnung «Operación Puerto» (Operation Bergpass) vor einem halben Jahr bekannt geworden war, ermittelt die spanische Justiz gegen insgesamt acht Ärzte und Funktionäre. In der Praxis des mutmaßlichen Dopingarztes Fuentes waren über 100 Blutbeutel sichergestellt worden. Die Beschlagnahmung brachte über 50 Radprofis in Dopingverdacht, darunter Größen wie Jan Ullrich oder Ivan Basso. In acht dieser Blutkonserven entdeckte ein offizielles Antidoping-Labor in Barcelona Spuren des Mitteln EPO.
Bislang wurde aber nicht offiziell bekannt, von welchen Sportlern diese Blutbeutel stammten. Die spanische Presse berichtete zuletzt, bis zu drei Konserven könnten möglicherweise Blut des Radprofis Oscar Sevilla enthalten. Der Spanier zeigte sich überrascht von den Berichten und sieht sich als das Opfer einer Verschwörung. «Mit dieser Operación Puerto macht man mir das Leben unmöglich», sagte Sevilla der Zeitung «El Mundo». «Schon vor einiger Zeit habe ich Warnungen erhalten, dass man es auf mich und meinen Kollegen Paco Mancebo abgesehen hat.»