Stuttgart (dpa) - Den Querelen um das Coast-Team getrotzt, den bewunderten Mentor geschlagen und das Comeback des Jahres im Bahnradsport gefeiert: Daniel Becke hat bei den deutschen Meisterschaften in Stuttgart seine Rückkehr auf das Holzoval mit dem Titel in der 4000-m-Einzelverfolgung gekrönt.
In der Weltklassezeit von 4:19,499 Minuten gewann der Erfurter in der Hanns-Martin- Schleyer-Halle gegen den Leipziger Jens Lehmann (4:27,279). «Ich bin schon sehr zufrieden mit dem Comeback nach drei Jahren», erklärte der 25-jährige Profi vom neu gegründeten Team Bianchi.
Mit dem Erfolg im Endlauf über den zehn Jahre älteren Lehmann, der seine 20. Medaille bei deutschen Meisterschaften gewann, kündigte Becke einen Generationswechsel bei den Verfolgern an. «Jens Lehmann ist so ein großer Mann. Wenn jemand so einen Respekt vor einem hat wie ich vor ihm, ist so ein Sieg etwas Besonderes. Er ist und war mein Mentor», sagte Becke. Bei den Olympischen Spielen in Sydney hatten beide zusammen im Vierer Gold gewonnen. «Das habe ich auch ihm zu verdanken.»
Bei der WM vom 30. Juli bis 3. August in Stuttgart werden beide wieder in einer Mannschaft starten. Denn Becke hat sich mit seiner eindrucksvollen Vorstellung in die Auswahl von Bundestrainer Bernd Dittert gefahren. «Er hat mir lächelnd mit einem Nicken zu verstehen gegeben, dass das in Aussicht steht», berichtete der Profi.
Damit scheint seine Zukunft gesichert. «Mit der Optimalleistung habe ich mir ein Türchen offen gehalten», bekannte Becke erleichtert. Denn seine Saisonvorbereitung war durch die finanziellen Unstimmigkeiten seines bisherigen Arbeitgebers Coast empfindlich gestört. Wegen der Sperre gegen das Team durch den Weltverband UCI war der Erfurter sowohl für das Weltcup-Rennen Paris - Nizza als auch jüngst für die Friedensfahrt nicht zugelassen. «Es war nervlich eine Zerreißprobe und vom Kopf her sehr schwer, sich mit Training schadlos zu halten», sagte er.
Zum vorhandenen sportlichen Erfolg gesellt sich für den Olympiasieger nun das private Glück. Er wird bald Vater. «Deswegen ist eine ungewisse Zukunft eine Belastung. Ich habe die Verpflichtung, mit dem Sport Geld zu verdienen», meinte Daniel Becke.
Das zweite große Duell des Tages entschied Rene Wolff für sich. Im Kampfsprint Keirin entthronte der Erfurter Vorjahresmeister Jens Fiedler aus Chemnitz um Reifenstärke. Damit verschaffte sich der WM-Dritte zugleich einen psychologischen Vorteil für den erwarteten Zweikampf im Sprint.
Im 1000-m-Zeitfahren verteidigte der Berliner Sören Lausberg in 1:02,444 Minuten seinen Titel vor Carsten Bergemann aus Heidenau (1:02,649). Das Punktefahren über 40 km gewann der Berliner Marc Altmann (Berlin) mit 52 Zählern. Deutsche Meisterin in der 3000-m- Einzelverfolgung wurde Christina Becker durch einen Finalerfolg in 3:43,948 Minuten gegen Verena Joos aus Bellheim (3:46,855). Im Sprintfinale setzte sich Katrin Meinke mit Siegen gegen ihre Cottbuser Clubkameradin Christin Muche durch.
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