Berlin/Hamilton (dpa) - Die drei WM-Medaillen des Vorjahres sind die Richtschnur. Wenn in Hamilton/Kanada die Rad-Weltmeisterschaften beginnen, hofft der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) in mindestens vier Disziplinen auf Edelmetall.
«Bei Erik Zabel auf der Straße, Michael Rich und Uwe Peschel im Zeitfahren, Judith Arndt und Hanka Kupfernagel in beiden Disziplinen und Markus Fothen im U23-Zeitfahren rechnen wir uns schon etwas aus», steckte BDR- Sportdirektor Burckhard Bremer (Berlin) vor dem Abflug an den Ontario-See die deutschen Chancen der sechstägigen Titelkämpfe ab.
Die sicherste Bank dürfte laut Bremer Zeitfahr-Europameister Fothen sein: «Er ist in Topform und kann über 30,8 Kilometer gleich am ersten Wettkampf-Tag punkten.» Die Klasse und seine jüngsten Erfolge bei der 58. Spanien-Rundfahrt sprechen auch für den Weltranglisten-Zweiten Erik Zabel, der «eine Medaille» anstrebt. Das Gesetz der Serie und seine Form, die Zabel am Sonntag beim vorletzten Weltcup-Rennen Paris-Tours noch ein Mal überprüfte, sprechen dafür.
Vor zwei Jahren wurde der gebürtige Berliner in Lissabon fast im Vorbeigehen WM-Fünfter, im Vorjahr nach einer Box-Einlage des Australiers Robbie McEwen immerhin schon Dritter. Der Aufwärts-Trend ist unverkennbar. «So frisch wie diesmal ist Erik noch nie aus der Vuelta gekommen. Der wird in Hamilton was machen», prophezeite sein Telekom-Teamleiter in Spanien, Frans van Looy. Die 12,4-Km-Runde von Hamilton soll dem schwierigem Kurs von Lissabon ähneln, vielleicht ist der 260,4-Km-Parcours, der von der Elite zum WM-Abschluss am kommenden Sonntag zu meistern ist, sogar noch etwa anspruchsvoller.
Für Eddy Merckx ist der Weltranglisten-Spitzenreiter und Weltcup-Führenden Paolo Bettini (Italien) Topfavorit: «Seine Leistungen in dieser Saison sprechen für sich und das Streckenprofil müsste ihm liegen.» Allerdings brachte sich auch der zweifache Titelträger Oscar Freire (Spanien) in Erinnerung. Für einen erneuten italienischen WM- Erfolg - Titelverteidiger Mario Cipollini verzichtet diesmal - ist aber der besondere «Geist von Zolder» nötig. Italiens Teamchef Franco Ballerini hat den kleinen Querkopf Michele Bartoli zu Haus gelassen.
Mit Jan Ullrich, der sich am 6. Oktober in Bonn offiziell bei Telekom zurückmeldet, und Santiago Botero (Kolumbien) fehlen die beiden Weltmeister im Zeitfahren der vergangenen beiden Jahre: Für die Gerolsteiner-Profis Rich und Peschel, die schon seit einigen Tagen in Hamilton trainieren, eine besondere Verpflichtung.
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