Montpellier (dpa) - Als «schweren Rückschlag» für den Radsport hat der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) den Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung der Tour de France bezeichnet.
Der Boykott der öffentlich-rechtlichen Sender gehe auf das Fehlverhalten eines einzelnen Fahrers zurück und habe mit der Frankreich-Rundfahrt nichts zu tun, sagte BDR-Vizepräsident Harald Pfab, der sich als Vertreter des in China weilenden Verbandspräsidenten Rudolf Scharping äußerte. «Die Tour de France wird bestraft, obwohl bisher alle auf der Tour genommenen Doping-Proben negativ ausgefallen sind», sagte Pfab.
Der Radsport stehe zwar zurecht im Fokus des Interesses im Kampf gegen Doping. Doch bei der «Operación Puerto» gegen den verdächtigen spanischen Arzt Eufemiano Fuentes seien neben manipulierten Proben von 58 Radfahrern auch Angaben zu etwa 150 Sportlern anderer Disziplinen aufgetaucht. Dies zeige, dass andere Sportarten auch in Manipulationen verwickelt seien.
Gegen weitere Radprofis gibt es nach Pfabs Angaben zur Zeit keine weiteren Doping-Erkenntnisse «als Damoklesschwert» über dem Radsport. Das müsse aber nicht so bleiben. So bedauerlich der positive Doping-Befund beim T-Mobile-Fahrer Patrik Sinkewitz sei, «zeigt er doch, dass das Kontrollsystem funktioniert», sagte Pfab. Die Proben seien während eines Trainings in den Pyrenäen genommen worden. «Das Kontroll-Netz wird immer engmaschiger», sagte Pfab. Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) habe dem Verband am Mittwochmorgen von Sinkewitz' positivem Dopingbefund berichtet. Der BDR habe die Öffentlichkeit dann umgehend informiert.
Der Verband und die NADA hatten seit 18. Juni rund 40 deutsche Profis zielgerichtet kontrolliert. Zum Teil handelte es sich um kombinierte Blut- und Urin-Kontrollen. Bei Sinkewitz war ein Testosteronwert von 24 zu 1 gemessen worden - mehr als sechs Mal über dem Grenzwert von 4 zu 1.