Frankfurt (rad-net) - Auf einer außerordentlichen Präsidiumssitzung
des Bundes Deutscher Radfahrer beriet der Verband über die derzeitige Situation im deutschen Radsport. BDR-Präsident Rudolf Scharping erklärte im Anschluss
folgendes.
„Unsere Maßnahmen werden durch zwei Säulen
ergänzt:
* zum
einen die weiterhin konsequente Anstrengung zur Aufklärung aller Fehler, Versäumnisse
und Betrügereien in der Vergangenheit und
* zum anderen die
konsequente Durchführung und auch Weiterentwicklung unseres
Anti-Dopingprogramms.
Wir hatten bereits vor der fraglichen Pressekonferenz mit
den Geständnissen von Rolf Aldag und Erik Zabel veranlasst, dass alle unsere
Trainer, Betreuer und Sportler aus den Nationalmannschaften und BDR-Kadern
angeschrieben wurden und zur Stellungnahme in der Dopingfrage aufgefordert. Aus
diesem Grund gibt es derzeit keine Entscheidung über die Nominierung eines
dopinggeständigen Fahrers, auch nicht über Erik Zabel.
Wir werden diesen Kurs der konsequenten Aufklärung
fortsetzen, ohne Rücksicht auf Namen, oder andere Umstände. Dabei geht es um lückenlose
Aufklärung im Interesse der Glaubwürdigkeit des Sports und des Radsports. In
diesem Zusammenhang werden wir alle Lizenznehmer überprüfen, auch die, die
Geständnisse abgelegt haben. Es wird keine pauschale Verurteilung geben, aber
auch keinen pauschalen Freispruch. Wir werden alle Möglichkeiten des
Sportrechts, in bestimmten Fällen auch des Arbeitsrechts prüfen.
Im Zusammenhang mit den aktuellen Vorwürfen gegen Dr.
Georg Huber und Bundestrainer Peter Weibel, die im übrigen über 20 Jahre zurückliegen,
haben wir entschieden – auch im Interesse der Glaubwürdigkeit des Radsports
und seines Anti-Dopingkampfes – den Sportmediziner Dr. Huber aus Freiburg von
der Tätigkeit als Verbandsarzt zur suspendieren. Peter Weibel haben wir für Dienstag nach Pfingsten zu einem Gespräch
einbestellt. Wir werden mit ihm die Situation erörtern und im Lichte dieser Erörterung
dann auch weitere Konsequenzen entscheiden.
Wir planen zwischen dem 31. Mai und dem 2. Juni Anhörungen und Gespräche - auch mit den Veranstaltern und den Teams,
mit denen wir an den Runden Tischen im Juli und August des letzten Jahres
gemeinsame Maßnahmen besprochen hatten.
Im Zusammenhang mit den Maßnahmen gegen Doping ist auf
folgendes hinzuweisen: Wir haben
einen Bericht schon in der letzten Woche an alle Entscheidungsträger geschickt.
Wir hoffen sehr, dass unsere Vorreiterfunktion bei den Kontrollen und bei der Anlage von Blutprofilen nicht
nur von der NADA und anderen Sportverbänden anerkannt wird. Wir hoffen noch
mehr, dass der Deutsche Bundestag das Antidopinggesetz in wirksamer Form und
tatsächlich noch in diesem Jahr verabschiedet.
Unabhängige
Kommission
Unabhängig davon haben wir entschieden, eine unabhängige Kommission
einzurichten; unanhängig heißt, dass wir anerkannte Fachleute in diese
Kommission einladen, die die Vergangenheit aufarbeiten sollen, unser
Anti-Dopingprogramm überprüfen und – falls erforderlich - Empfehlungen für
die Weiterentwicklung dieses Programms machen. Professor Dr. Fritz Sörgel vom
Institut für medizinische und pharmazeutische Forschung in Nürnberg wird ein
Mitglied dieser Kommission. Er war der Sachverständige der Staatsanwaltschaft
im Falle des Leichtathleten Dieter Baumann. Weitere unabhängige Sachverständige
werden hinzukommen.
Schließlich haben wir einen Anti-Doping-Fonds eingerichtet, in den
erhebliche Mittel fließen. Nach der Anlage der Blutprofile, mit denen schon
jetzt alle Sportlerinnen und Sportler sowohl der Profis als unsere kompletten
Kaderathleten erfasst sind, werden wir weitere Maßnahmen ergreifen und die Zahl
- vor allem aber die Qualität der Trainingskontrollen - viel genauer und besser
zu machen. In diesem Fond fließen Mittel aller unserer wirtschaftlichen
Partner. Wir sind sicher, dass wir nach einer Verdopplung der Kontrollen auf EPO
und Wachstumshormone, die schon im letzten Jahr stattgefunden hat, eine ähnliche
Steigerungsrate auch im Jahr 2007 anstreben sollten.