Frankfurt (BDR) Für die Saison 2005 plant der Weltradsportverband UCI weit
reichende Strukturreformen im Straßenrennsport. Vor dem Hintergrund,
Profimannschaften eine Startgelegenheit in den wichtigsten Rennen zu
garantieren, wird eine geschlossene Veranstaltungsserie, die Pro-Tour,
geschaffen, die eine bestimmte Anzahl von hochkarätigen Veranstaltungen und
Profiteams umfasst.
Doch nicht überall stoßen die Pläne von UCI-Präsident Hein Verbruggen auf
Zustimmung. Viele Veranstalter fürchten um ihre Existenz, wenn sie künftig
nicht zur Pro-Tour zählen. Anders als bisher, da auch in den unteren
Rennkategorien Punkte für die UCI-Weltrangliste vergeben wurden, sollen die
Top-Teams in diesen Rennen praktisch „außer Wertung“ fahren. Da außerdem für
die Top-Teams eine Startverpflichtung in der Pro-Tour besteht, ist ihr Kalender
so eng gesteckt, dass Starts in unteren Kategorien nur bedingt möglich sind.
„Es muss genügend Spielraum für die Teilnahme an Rennen im eigenen Land
bleiben“, hofft BDR-Präsidentin Sylvia Schenk auf eine Reduzierung der
Wettkampftage im Kalender der Pro-Tour von 180 auf 140 bis 160 Tage. „Es könnte
sein, dass es in der Praxis nicht zu einem Ausreizen der ursprünglich geplanten
Renntage kommt. Ansonsten wären die Fahrer der UCI Pro-Tour kaum mehr in der
Lage, an anderen Rennen teilzunehmen, wodurch das Interesse an solchen
Veranstaltungen abnehmen würde“, erläutert Schenk.
Sie erwartet außerdem eine angemessene Vertretung der deutschen
Veranstaltungen in der UCI Pro-Tour. Darüber hinaus würde die BDR-Präsidentin
gerne den Anreiz für die Pro-Tour-Teams zu einem Start in anderen Rennen erhöhen.
„Auch bei den Rennen der Hors-Kategorie und der Kategorie 1 wäre eine
Punktvergabe für die Pro Tour wünschenswert“, greift Schenk eine Forderung
des Verbandes Deutscher Radrennveranstalter (VDR) auf.
Sie verweist im übrigen auf eine Stellungnahme von Jean-Marie Leblanc, dem
Chef der Tour de France und der Veranstalter-Vereinigung AIOCC, eine Auf-
und Abstiegsregelung in geringem Umfang beizubehalten, damit die Konkurrenz
angefacht wird und die Entwicklung in weiteren Ländern berücksichtigt werden
kann. Dabei geht es für Schenk langfristig auch um die Entwicklung des
Radsports außerhalb Europas. „Bei der weiteren Umsetzung ist darauf zu
achten, dass die anderen Kontinente nicht an Gewicht verlieren, in dem sie von
der europäischen Entwicklung abgekoppelt werden und nur noch im eigenen Saft
schmoren.“
Um den Erfolg der auch aus Sicht von Schenk notwendigen Strukturreformen im
Straßenrennsport zu garantieren, bedarf es also noch einiger Modifizierungen in
der Umsetzung. „Wir müssen vor allem darauf achten, wie sich die nationalen Märkte
in dem neuen System entwickeln können und wie die Gewinnung und Förderung des
Nachwuchses durch eine Vielfalt von Rennen unterhalb der Pro-Tour gewährleistet
bleibt“, setzt Sylvia Schenk hohe Maßstäbe an die Einführung des neuen
Systems.