Frankfurt/Main (rad-press) Gute Form und gute Note – gleich doppelten Grund zur Freude hatte Nico Graf (RSV Schwenningen) als er vom Trainingslager des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) auf Mallorca Ende März zurückkehrte. Der hoffnungsvolle Nachwuchs-Radsportler – 2002 Deutscher Junioren-Meister im Straßenrennen – konnte auf Mallorca nicht nur seine sportliche Form verbessern, sondern brachte im Gepäck auch eine mit der Note „Zwei minus“ bestandene Klausur im Fach Mathematik mit. Möglich machte dies eine Initiative des BDR, die Nachwuchs-Radsportler und –Radsportlerinnen auch in den mehrwöchigen Trainingslagern schulisch zu betreuen. Bereits im fünften Jahr in Folge begleiteten zwei Pädagogen – in diesem Jahr erstmals Birgit Kirschke und
Frank Arnold (beide Gymnasiallehrer am Sport-Internat in Cottbus) – die Trainingsgruppe um Junioren-Bundestrainer Patrick Moster (Landau) und Nachwuchs-Trainer Hermann Mühlfriedel (Queidersbach). Rund 60 Sportler und Sportlerinnen kamen dabei in diesem Frühjahr in den Genuss der schulischen Betreuung.
„Neben der sportlichen Ausbildung legen wir im BDR großen
Wert auf Schule und Beruf“, begründet Mühlfriedel die Aktion, die von der
Stiftung Deutsche Sporthilfe finanziert wird und beispielhaft im deutschen Sport
ist. Mühlfriedel, Lehrer am Heinrich-Heine-Sportgymnasium in Kaiserslautern und
gleichzeitig BDR-Trainer, ist dabei für die komplette Organisation zuständig:
„Wenn im November die Kader feststehen, beginnt meine Arbeit. Per Fragebogen
werden die Fächerwünsche der Sportler abgefragt, dann in Kooperation mit den
Sportschulen geeignete Lehrer ausgewählt und die einzelnen Fächer und
Fachgebiete thematisch vorbereitet.“ Dabei orientieren sich die Lerninhalte
daran, was die Sportler und Sportlerinnen – fast ausnahmslos Realschüler und
Gymnasiasten – gerade in ihren Heimatorten im Unterricht durchnehmen.
Und so stehen nach dem Training täglich die
unterschiedlichsten Schulfächer, vor allem aber Mathematik und Englisch, auf
dem Stundenplan. Unterrichtet wird in Kleingruppen oder einzeln, was die
Lern-Intensität erhöht. „Damit ermöglichen wir den Sportlern auch nach
einem längeren Trainingslager einen weitgehend problemlosen Wiedereinstieg in
den Schul-Alltag“, sagt Mühlfriedel und ergänzt nicht ohne Stolz: „Die
Heimat-Lehrer sind nicht selten über Lern-Erfolge und Lern-Motivation ihrer Schüler
positiv überrascht.“
Auch bei den Schülern kommt der Unterricht gut an:
„Die Unterlagen und Hausaufgaben werden per Fax geschickt, so bleibt man auf
dem Laufenden und gerät nicht unter Druck, wenn man nach Hause kommt und erst
einmal alles nacharbeiten muss“, befürwortet auch Nico Graf das BDR-Angebot.
Der 18-Jährige hatte am 14. März auf Mallorca unter Lehrer-Aufsicht die
Mathematik-Arbeit geschrieben, die vorab per Fax zugeschickt worden war. Graf
besucht die 11. Klasse des Gymnasiums der Staudinger Gesamtschule und lebt im
angegliederten Freiburger Sportinternat. Wie zahlreiche andere seiner
Trainingskollegen profitiert auch er von den Radsport-Angeboten der
Sport-Schulen und -Internate in Cottbus, Freiburg oder Kaiserslautern.
Unterstützung
findet die Aktion auch auf höchster Verbands-Ebene durch BDR-Präsidentin
Sylvia Schenk: „Der Bund Deutscher Radfahrer empfindet eine große
Verantwortung gegenüber seinen Sportlern. Wir wollen Hilfestellung leisten bei
dem, was auf junge Menschen einstürmt – in Sieg und in Niederlage. Dabei ist
für uns die Persönlichkeitsentwickung – und dazu gehören schulische
Ausbildung und berufliche Absicherung - genauso wichtig wie die sportliche
Entwicklung.“