Domodossola (dpa) - Ivan Basso sitzt vor Beginn der letzten Woche des 89. Giro d'Italia mit komfortablem Vorsprung weiter fest im Sattel. Allerdings liegen die drei schwersten Bergetappen der diesjährigen Italien-Rundfahrt noch vor den Fahrern.
Dennoch deutet alles auf den ersten Gesamtsieg des 28-jährigen Lombarden hin. Im Ziel der 14. Etappe gab sich Basso nach 223 Kilometern in Domodossola mit einer Platzierung als Verfolger zufrieden. Den Tagessieg nach der Fahrt über die beiden Schweizer Pässe Sankt Gotthard (1875 Meter) und Simplon (2005) sicherte sich der für Basso in der Gesamtwertung ungefährliche Luis Laverde.
Der Kolumbianer war Mitglied einer elfköpfigen Spitzengruppe, die sich schon beim Aufstieg zum Sankt Bernhard gebildet hatte, und in der auch Stefan Schumacher (Nürtingen) fuhr, der nach seinem Etappensieg in Namur zwei Tage das Rosa Trikot getragen hatte. Der Profi aus dem Team Gerolsteiner machte am Sonntag wieder von sich reden und belegte Rang vier. Die Ausreißergruppe war fast 200 Kilometer allein unterwegs. Jan Ullrich erreichte das Ziel 7:54 Minuten nach Laverde im Hauptfeld mit Basso, der sich jetzt langsam auf sein zweites großes Saisonziel konzentrieren kann. Der CSC- Kapitän peilt wie zuletzt sein inzwischen gestorbener Landsmann Marco Pantani (1998) das Double Giro/Tour an.
«Auf der einen Seite bin ich ein bisschen enttäuscht, dass ich als schnellster der Gruppe nicht mal auf's Podium kam, auf der anderen Seite bin ich zufrieden, dass es schon wieder so gut läuft. Nach den Stürzen in der vergangenen Woche hatte ich mich am Rücken und der Hand verletzt», sagte Schumacher, der jetzt für sein Team sogar doch ein Kandidat für die Tour de France sein könnte. «Ich werde mich nach dem Giro mit ihm zusammensetzen», sagte sein Team-Manager Hans-Michael Holczer.
Die vor 15 Tagen in Lüttich als ambitionierte Mitfavoriten gestarteten Italiener Danilo di Luca und Damiano Cunego, Giro-Gewinner 2004, gaben inzwischen klein bei. «Ich konzentriere mich jetzt auf einen Etappensieg», sagte di Luca vor dem Start der 14. Etappe. «Der Sieg ist wohl nicht mehr drin, aber ich peile zumindest das Podium an», sagte Cunego, der im Juli bei der Tour de France sein Debüt geben will. Vorjahressieger Paolo Savoldelli (Italien) gilt mit mehr als fünf Minuten Abstand als wohl einziger noch ernsthafter Basso-Gegner. Auf der 13. Etappe hatte Basso seinen Hauptkonkurrenten in La Thuile weiteren Boden abgenommen und den Tagessieg seinem Landsmann Leonardo Piepoli überlassen.
Jan Ullrich will sein Trainingspensum im Hinblick auf die Tour beim Giro fortsetzen. Sein offensichtlich nach einer Reizung noch geschwächtes rechtes Knie soll nach dem Giro mit speziellem Krafttraining weiter behandelt werden. So äußerte sich seine persönliche Physiotherapeutin Birgit Krohme. Zur Tour-Generalprobe könnte der T-Mobile-Kapitän die Asturien-Rundfahrt in Spanien vom 16. bis 20. Juni nutzen.