La Thuile (dpa) - Ivan Basso beherrscht den 89. Giro d'Italia auch bei Regen und tiefen Temperaturen wie ein wahrer Meister. Der 28 Jahre alte Träger des Rosa Trikots erteilte seinen ärgsten Rivalen auf dem Colle San Carlo auf der ersten Alpen-Etappe eine erneute Lektion.
Basso gab sich nach 218 Kilometern mit dem zweiten Platz im Tagesklassement hinter seinem Landsmann Leonardo Piepoli zufrieden und vergrößerte damit seinen Vorsprung im Gesamtklassement. Der Italiener, der seinem großen Ziel - dem ersten Giro-Sieg seiner Karriere - ein erhebliches Stück näher gekommen ist, riskierte bei der Schlussabfahrt ins Ziel nichts. Er ließ Piepoli auf regennasser Straße ziehen.
Jan Ullrich, der das Zeitfahren gewonnen hatte, verlor wie die Kletterspezialisten Damiano Cunego, Gilberto Simoni und Vorjahressieger Paolo Savoldelli Zeit auf Basso. Die drei als Mitfavoriten gestarteten Italiener haben damit kaum noch Hoffnung auf den Giro-Erfolg. Basso liegt jetzt 3:27 Minuten vor dem Tagesdritten José Enrique Gutierrez aus Spanien und 5:30 Minuten vor Savoldelli. Ullrich kam 10:06 Minuten nach Basso in einer Nachzügler-Gruppe ins verregnete Ziel.
Sechs Kilometer vor dem Ziel in La Thuile ging die einzige Steigung des Tages zu Ende. Auf einer Länge von 10,5 Kilometer mussten bis zu 15 Prozent überwunden werden. Piepoli war erster auf dem Colle San Carlo (1951 Meter) direkt vor Basso, der 13 Kilometer vor dem Ziel aus einer Spitzengruppe mit den Favoriten heraus attackiert hatte.
Neben dem dreimaligen Etappengewinner Robbie McEwen (Australien) hat auch der 26 Jahre alte T-Mobile-Profi Michael Rogers den Giro vorzeitig beendet. Den dreimaligen Zeitfahr-Weltmeister plagen seit Tagen starke Zahnschmerzen - zur 13. Etappe in Alessandria trat der Australier nicht mehr an. Dagegen kämpfte sich Teamkollege Sergej Gontschar (Ukraine) trotz Verletzungen am Rücken, die er sich bei einem Sturz auf der 12. Etappe zugezogen hatte, bis ins Ziel durch.
«Es ist bedauerlich, dass Michael so aussteigen musste. Wir werden jetzt in Ruhe besprechen, wie sein Weg zur Tour aussehen kann», sagte Teamchef Rudy Pevenage am Samstag. Die Vorbereitung des Tour- Kandidaten auf die am 1. Juli in Straßburg beginnende Frankreich- Rundfahrt sieht der Belgier nicht in Gefahr.
«Es tut mir Leid für Michael, dass er den Giro auf diese Weise beenden muss. Das ist schade für die gesamte Mannschaft», sagte T-Mobile-Kapitän Ullrich. Wichtig sei es, sagte Ullrich weiter, dass Rogers keine Risiken einging und sich konzentriert weiter auf das große Ziel Tour vorbereiten kann.